Das fast 100 Jahre alte Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich sorgt fթԹԶr einen Eklat zwischen der TթԹԶrkei und Frankreich. Wegen des Pariser Genozid-Gesetzes zieht Ankara seinen Botschafter ab und kթԹԶndigt die MilitթԹ)rkooperation auf.
Die franzթԹԳsische Nationalversammlung hat mit der Zustimmung zu einem Entwurf fթԹԶr ein umstrittenes VթԹԳlkermord-Gesetz eine schwere diplomatische Krise mit der TթԹԶrkei ausgelթԹԳst. Das am Donnerstag in erster Lesung gebilligte Gesetz stellt die Leugnung offiziell anerkannter VթԹԳlkermorde unter Strafe. Nach franzթԹԳsischer Lesart fallen darunter auch die Verbrechen an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915-1917. Die TթԹԶrkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reiches bestreitet einen Genozid.
Erdogan spricht von “irreparablen Wunden”
Ankara rief aus Protest seinen Botschafter zu Konsultationen in die Heimat zurթԹԶck und kթԹԶndigte an, die MilitթԹ)rkooperation auf Eis zu legen. “Mein Botschafter wird morgen fթԹԶr einen unbestimmten Zeitraum in die TթԹԶrkei abreisen”, erklթԹ)rte am Donnerstag Botschaftssprecher Engin Solakoglu. Der tթԹԶrkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan sagte, die franzթԹԳsische Entscheidung habe dem VerhթԹ)ltnis “sehr schwere und irreparable Wunden” zugefթԹԶgt.
Im Osmanischen Reich kamen nach unterschiedlichen SchթԹ)tzungen wթԹ)hrend des Ersten Weltkriegs zwischen 200.000 und 1,5 Millionen Armenier ums Leben. Die GrթԹ)ueltaten an den Armeniern wurden von mehr als einem Dutzend Staaten als VթԹԳlkermord gewertet. Dazu gehթԹԳren Frankreich und die Schweiz. Die TթԹԶrkei als Nachfolger des Osmanischen Reiches streitet dagegen den Charakter des Genozids ab.
Der von der konservativen UMP-Abgeordneten ValթԹ.rie Boyer eingebrachte Entwurf passierte die erste Parlamentskammer թԹԶber alle Parteigrenzen hinweg mit einer groթժԴen Mehrheit der 50 anwesenden Abgeordneten – nur ein halbes Dutzend Parlamentarier stimmte dagegen. Der Entwurf muss nun noch vom Senat gebilligt werden.
Boyer meinte nach der Abstimmung im Nachrichtensender BFM-TV mit Blick auf die tթԹԶrkischen Drohungen: “Wir befinden uns nicht in einer tթԹԶrkisch-franzթԹԳsischen Debatte, wir sind franzթԹԳsische Abgeordnete, die vom franzթԹԳsischen Volk gewթԹ)hlt wurden.” Das Gesetz ziele nicht auf die heutige TթԹԶrkei oder deren Regierung. Es sei paradox, dass ein Land mit Repressalien drohe, das die Aufnahme in die EU anstrebe.
Armeinien dankt Paris
Die TթԹԶrkei sieht im geplanten Gesetz ein ManթԹԳver von PrթԹ)sident Nicolas Sarkozy vor der Wahl 2012. Er ziele damit auf armenischstթԹ)mmige WթԹ)hler im Land, hieթժԴ es. Bei der offenen Abstimmung unterstթԹԶtzten allerdings auch die oppositionellen Sozialisten den Entwurf. Unmittelbar zuvor hatten rund tausend Menschen vor der Nationalversammlung gegen den GesetzesvorstoթժԴ protestiert.
Armenien dankte Frankreich offiziell fթԹԶr das Genozid-Gesetz. Der franzթԹԳsische Staat habe damit bewiesen, dass die Menschenrechte die hթԹԳchsten Werte թԹԶberhaupt seien, sagte AuթժԴenminister Edward Nalbandjan in Eriwan. Wegen des Streits um die GrթԹ)ueltaten ist die Grenze zwischen Armenien und der TթԹԶrkei geschlossen.
stern.de
Be the first to comment