20. April 2015, 15:23 Resolutionsentwurf Koalition spricht indirekt von VթԹԳlkermord an Armeniern
- Ist der Massenmord an den Armeniern vor 100 Jahren ein VթԹԳlkermord gewesen? Die Fraktionsspitzen von Union und SPD haben sich nun auf eine Formulierung geeinigt, in der der Begriff zumindest vorkommt.
- Auch die Bundesregierung stellt sich hinter die Formulierung des Resolutionsentwurfs.
- Das AuswթԹ)rtige Amt hatte sich lange dagegen gewehrt, dass der Begriff des VթԹԳlkermords in der Resolution auftaucht. In der SZ hatte AuթժԴenminister Steinmeier allerdings ein Einlenken signalisiert.
- Die Verwendung des Begriffs kթԹԳnnte womթԹԳglich zu Verstimmungen zwischen Ankara und Berlin fթԹԶhren.
Fraktionsspitzen einig թԹԶber Formulierung zu Armeniern
Im Zusammenhang mit Massakern an den Armeniern vor 100 Jahren wollen die Fraktionsspitzen von Union und SPD nun doch den Begriff des VթԹԳlkermords verwenden. Das Schicksal der damals vertriebenen und getթԹԳteten Armenier stehe “beispielhaft fթԹԶr die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen SթԹ)uberungen, der Vertreibungen, ja der VթԹԳlkermorde, von denen das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise gezeichnet ist”, heiթժԴt es nun in einemթԹ Resolutionsentwurf.
Weiter heiթժԴt es in dem Antrag: “Dabei wissen wir um die Einzigartigkeit des Holocaust, fթԹԶr den Deutschland Schuld und Verantwortung trթԹ)gt.” Der Bundestag soll die Resolution am Freitag im Rahmen des Gedenkens an die MassakerթԹ verabschieden.
In dem bisherigen Entwurf des Koalitionsantrags war der Begriff zunթԹ)chst nur in der BegrթԹԶndung verwendet worden, nun rթԹԶckte er in den Haupttext. Unionfraktionsvize Franz Josef Jung (CDU) und SPD-Fraktionsvize Rolf MթԹԶtzenich erklթԹ)rten, es sei zu einer VerstթԹ)ndigung gekommen, “die die verschiedenen Standpunkte innerhalb der Fraktionen weitestgehend umfasst”. Der SaarbrթԹԶcker Zeitung sagte Jung: “Wenn man eine Situation so beschreibt, wie sie war, dann ist das keineթԹ Provokation.”
Kanzlerin Merkel steht hinter Resolutionsentwurf
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bundesregierung machen sich die Formulierung der Fraktionsspitzen zu eigen. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, die Bundesregierung stehe hinter demթԹ Resolutionsentwurf.
Vermutlich wird auch BundesprթԹ)sident Joachim Gauck bei einer Gedenkveranstaltung der Kirchen im Berliner Dom am Donnerstag das Wort VթԹԳlkermord verwenden. Der Sprecher des AuswթԹ)rtigen Amtes, Martin SchթԹ)fer, verwies darauf, dass es einen Austausch zwischen Regierung und BundesprթԹ)sidialamt “genau in dieser Frage” und Impulse gegeben habe. Auf die Frage, ob sich die Bundesregierung nun auf Spannungen mit Ankara einstellen mթԹԶsse, sagte SchթԹ)fer: “Das warten wir jetzt malթԹ ab.”
Steinmeier: Begriff VթԹԳlkermord ist nachvollziehbar
Zuvor war AuթժԴenminister Frank-Walter Steinmeier in der Debatte թԹԶber die Bewertung der tթԹԶrkischen GrթԹ)ueltaten an den Armeniern auf Kritiker im Bundestag zugegangen. Der SPD-Politiker sagte der SթԹԶddeutschen Zeitung, man kթԹԳnne “das, was damals geschehen ist, in dem Begriff des VթԹԳlkermords zusammenfassen wollen, und ich kann die GrթԹԶnde dafթԹԶr und erst recht die GefթԹԶhle dazu gutթԹ verstehen”.
Ihr Forum VթԹԳlkermord an Armeniern: Wie sollte sich Deutschland positionieren?
Bisher hat das AuswթԹ)rtige Amt stets vermieden, die tթԹԶrkischen GrթԹ)ueltaten an den Armeniern als Genozid bzw. VթԹԳlkermord zu bezeichnen. Nun lenkt Frank-Walter Steinmeier ein und rթԹ)umt mehr Freiheiten ein. Wie beurteilen Sie diesen angedeuteten Kursschwenk?
Bis dahin hatte das AuswթԹ)rtige Amt die Auffassung vertreten, der Begriff sollte auf keinen Fall in einem entsprechenden Antrag der Koalitionsfraktionen auftauchen. Noch am Sonntagnachmittag umging Steinmeier den Begriff. “Verantwortung heiթժԴt eben, Verantwortlichkeit nicht auf einen einzigen Begriff zu reduzieren”, sagte er in der ARD auf die Frage, ob es sich bei den Massakern um VթԹԳlkermord gehandeltթԹ habe.
Erbitterte Position Ankaras
Ankara wehrt sich dagegen, die systematische Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich – dem VorlթԹ)uferstaat der TթԹԶrkei – als Genozid zu bezeichnen. Der tթԹԶrkische PrթԹ)sident Recep Tayyip ErdoթժԴan verbat sich die Wertung des Massakers als VթԹԳlkermord.
“Wir werden es nicht zulassen, dass historische VorfթԹ)lle aus ihrem Zusammenhang gerissen werden und als Instrument fթԹԶr Kampagnen gegen unser Land verwendet werden”, hatte er nach einer Rede von Papst Franziskus erklթԹ)rt, in der der Massenmord an den Armeniern als Genozid bezeichnetթԹ wurde.
Die TթԹԶrkei rթԹ)umt ein, dass bei Massakern und Deportationen 1915 und 1916 armenische Christen durch osmanische Truppen getթԹԳtet wurden. Sie bestreitet aber, dass es Hunderttausende waren und dass es ein VթԹԳlkermord gewesenթԹ sei.

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