ISTANBULթԹ tazթԹ | Der deutsch-tթԹԶrkische Schriftsteller Dogan Akhanli ist in der TթԹԶrkei verhaftet worden. Als Dogan Akhanli am 10. August von KթԹԳln kommend in Istanbul landete, kam er nicht weit. Schon bei der Passkontrolle wurde er an die Seite genommen und ihm ein Haftbefehl prթԹ)sentiert. Seitdem sitzt Akhanli in Untersuchungshaft. Der zustթԹ)ndige Haftrichter hat zwei Mal eine Freilassung aus der U-Haft abgelehnt und Dogan Akhanli vom UntersuchungsgefթԹ)ngnis Mertris in Istanbul in ein GefթԹ)ngnis nach Tekirdag, westlich von Istanbul verlegen lassen.
Akhanli wird vorgeworfen, 1989 an einem RaubթԹԶberfall auf eine Wechselstube beteiligt gewesen sein. Der Beschuldigte weist diesen Vorwurf zurթԹԶck, er habe von dieser Sache noch nie gehթԹԳrt, geschweige denn daran teilgenommen. Freunde von ihm aus KթԹԳln – darunter auch der Schriftsteller GթԹԶnther Wallraff – setzen sich fթԹԶr seine Freilassung. Sie verweisen darauf, dass Akhanli sich in seinen Romanen und mit seinem menschenrechtlichen Engagement wie als Mitarbeiter des gemeinnթԹԶtzigen Vereins “Recherche International” fթԹԶr das Gedenken an die Genozide des 20. Jahrhunderts einsetzt und deshalb auch den VթԹԳlkermord an den Armeniern immer wieder thematisiert hat.
TatsթԹ)chlich ist der Fall Dogan Akhanli ein weiteres Beispiel fթԹԶr die politische Justiz in der TթԹԶrkei seit dem MilitթԹ)rputsch 1980. Er war als Student Mitglied der maoistischen TDKP und ging nach dem Putsch am 12. September 1980 in den Untergrund. 1984 wurde er in Izmir verhaftet, wohin ihn seine Partei geschickt hatte, um dort eine neue Gruppe aufzubauen. Es gab mehrere Gerichtsverhandlungen, Akhanli saթժԴ drei Jahre im GefթԹ)ngnis und wurde in dieser Zeit auch gefoltert.
Obwohl seine Organisation nie als “Terrororganisation” eingestuft worden war, erhielt er eine lange Haftstrafe. Als er 1988 vorթԹԶbergehend wieder freikam, ging er erneut in den Untergrund. Drei Jahre spթԹ)ter floh er mit gefթԹ)lschten Papieren aus der TթԹԶrkei nach Deutschland. Dogan Akhanli wurde als politischer FlթԹԶchtling anerkannt, die TթԹԶrkei bթԹԶrgerte ihn aus, seit 2001 ist er deutscher StaatsbթԹԶrger.
Dogan Akhanli war seit 1991 nicht mehr in der TթԹԶrkei. In der Zwischenzeit ist seine Mutter gestorben, sein Vater ist 91 Jahre alt und sehr krank. Um ihn zu sehen, hatte er sich entschlossen, nach knapp 20 Jahren eine Wiedereinreise zu wagen. Zuvor hatte er թԹԶber einen Anwalt vorfթԹԶhlen lassen, ob ihm noch etwas vorgeworfen wird, doch der hatte keine hinreichende Auskunft bekommen. Akhanli wusste aber, dass seine Strafen von 1987 verjթԹ)hrt oder amnestiert waren.
Der Vorwurf, er habe an einem RaubթԹԶberfall teilgenommen, stammt von einem Zeugen, der Akhanli 1992 unter Folter belastet hatte. Daraufhin hatte ihn ein Sohn des Wechselstubenbesitzers, der bei dem թժberfall erschossen wurde, auf einem alten Foto angeblich erkannt. Trotz dieser թԹԶberaus dթԹԶrftigen Indizien hat der zustթԹ)ndige Haftrichter eine Freilassung Akhanlis bislang abgelehnt. Mittlerweile sind dem Sohn des Opfers und dessen Bruder erneut Fotos von Akhanli vorgelegt worden und beide konnten ihn nicht mehr als TթԹ)ter identifizieren. Trotzdem bleibt Dogan Akhanli in Haft.
http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/duerftige-indizien/
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