Dokumente des Vatikanarchivs beweisen den VթƒԹԳlkermord an den Armeniern!

Historiker Michael Hesemann zur Bundestagsresolution – Es war nur der Beharrlichkeit des GrթƒԹԶnen Cem թƒՉ€“zdemir zu verdanken, dass es die Resolution doch noch auf die Tagesordnung des Parlamentes schaffte

Berlin (kath.net) Am letzten Donnerstag haben die Abgeordneten des deutschen Bundestages mit nur einer Gegenstimme eine Resolution angenommen, in der die Massaker und Vertreibungen der Armenier im Ersten Weltkrieg als թ§Չ‚-ժԷVթƒԹԳlkermordթ§Չ‚-ժ“ anerkannt wurden. Zudem stellte sie die historische Verantwortung des deutschen Volkes fest, dessen Regierung durch die Berichte deutscher Diplomaten und MilitթƒԹ)rs bestens թƒԹԶber die schrecklichen Ereignisse vor 101 Jahren informiert waren; schlieթƒժԴlich war das Osmanische Reich Deutschlands Waffenbruder und wichtigster VerbթƒԹԶndeter.

Auf die Verabschiedung der Resolution folgte erwartungsgemթƒԹ)թƒժԴ eine heftige Gegenreaktion aus Ankara. TթƒԹԶrkische Zeitungen sprachen von einer թ§Չ‚-ժԷSchandeթ§Չ‚-ժ“ und zeigten ausgerechnet Bundeskanzlerin Angela Merkel, die der Abstimmung demonstrativ ferngeblieben war, in Nazi-Uniform. Demonstranten versammelten sich vor der Deutschen Botschaft, warfen Eier. TթƒԹԶrkische Politiker թƒԹԶbertrafen sich an Beschimpfungen, wթƒԹ)hrend StaatsprթƒԹ)sident Erdogan lamentierte, Merkel habe ihm doch versprochen, diese Resolution zu stoppen. TatsթƒԹ)chlich war es nur der Beharrlichkeit des GrթƒԹԶnen Cem թƒՉ€“zdemir zu verdanken, dass sie es doch noch auf die Tagesordnung des deutschen Parlamentes schaffte. Erst im Februar gab ihm der CDU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder nach eingehender Auseinandersetzung mit dem Thema dazu seinen Handschlag.

Nach wie vor bestreitet die TթƒԹԶrkei vehement, dass es sich um einen VթƒԹԳlkermord gehandelt habe, spricht lediglich von einer թ§Չ‚-ժԷkriegsnotwendigen Umsiedelungթ§Չ‚-ժ“ der Armenier und fordert eine թ§Չ‚-ժԷunabhթƒԹ)ngige Historikerkommissionթ§Չ‚-ժ“ zur KlթƒԹ)rung der VorwթƒԹԶrfe. Dabei besteht unter neutralen Historikern wenig Zweifel, dass 1,5 Millionen Armenier tatsթƒԹ)chlich einem geplanten VթƒԹԳlkermord zum Opfer fielen. Das stellte auch der deutsche Historiker Michael Hesemann fest, der drei Jahre lang in vatikanischen Archiven Dokumente zu den Ereignissen im Osmanischen Reich auswertete und sie vor einem Jahr in seinem Buch թ§Չ‚-ժԷVթƒԹԳlkermord an den Armeniernթ§Չ‚-ժ“ (Herbig-Verlag) verթƒԹԳffentlichte.

Wenn vom 24.-26. Juni Papst Franziskus Armenien besucht, wird er auch das VթƒԹԳlkermorddenkmal von Yerevan besuchen und dort eine Ansprache halten. Wahrscheinlich wird auch dann wieder der Begriff թ§Չ‚-ժԷVթƒԹԳlkermordթ§Չ‚-ժ“ fallen. Doch war es ein solcher? Hesemann ist davon թƒԹԶberzeugt und kann seine EinschթƒԹ)tzung durch beeindruckende Dokumente untermauern.

Warum es ein VթƒԹԳlkermord war. Von Michael Hesemann

In den letzten drei Jahren habe ich թƒԹԶber 2000 Seiten bis dahin unverթƒԹԳffentlichter Dokumente zu den Ereignissen von 1915/16, die dort unter dem Titel թ§Չ‚-ժԷVerfolgung der Armenierթ§Չ‚-ժ“ gefթƒԹԶhrt werden, im Geheimarchiv des Vatikans lokalisiert und ausgewertet. Diesem bislang unbeachteten Quellenschatz verdanken wir nicht nur zusթƒԹ)tzliche Informationen, sondern zudem eine vթƒԹԳllig neue Perspektive, die vielleicht Aufschluss թƒԹԶber die wahre Natur dieses schrecklichen Geschehens geben kann.

Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass eine gewaltsame թ§Չ‚-ժԷLթƒԹԳsung der Armenierfrageթ§Չ‚-ժ“ schon Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs geplant wurde. Der Krieg bot offensichtlich nur den willkommenen und vielleicht lange gesuchten Vorwand fթƒԹԶr die DurchfթƒԹԶhrung der geplanten MaթƒժԴnahme.

Eine Untersuchung der Ideologie, die hinter dem radikaleren FlթƒԹԶgel der ursprթƒԹԶnglich eher heterogenen jungtթƒԹԶrkischen Bewegung stand, gibt erste Hinweise. Ihre Wurzeln hat die Partei թ§Չ‚-ժԷEinheit und Fortschrittթ§Չ‚-ժ“ (Ittihat ve Terakki, kurz: Ittihat) im Paris des 19. Jahrhunderts, wo eine Reihe junger TթƒԹԶrken aus wohlhabenden Familien studierten und mit den damaligen StrթƒԹԳmungen der europթƒԹ)ischen Philosophie in Kontakt kamen. Der թ§Չ‚-ժԷIntegrale Nationalismusթ§Չ‚-ժ“, wie ihn Charles Maurras lehrte, թƒԹԶberhթƒԹԳhte die Nation zur semi-mythischen Einheit und propagierte einen starken Staat durch eine homogene Volksgemeinschaft mit einer einheitlichen Staatsreligion. Aus ihm ging in Europa der Faschismus hervor. Die SchwթƒԹ)che des Osmanischen Reiches, das als թ§Չ‚-ժԷkranker Mann am Bosporusթ§Չ‚-ժ“ verspottet wurde, fթƒԹԶhrten die tթƒԹԶrkischen AnhթƒԹ)nger Maurras auf die HeterogenitթƒԹ)t des VielvթƒԹԳlkerstaates zurթƒԹԶck. Der Abfall der Balkan-Provinzen in den nթƒԹ)chsten Jahren, deren christliche Minderheiten, vom Ausland unterstթƒԹԶtzt, sich in AufstթƒԹ)nden befreit hatten, bestթƒԹ)tigte sie in ihrer Weltsicht: Die TթƒԹԶrkei der Zukunft mթƒԹԶsse allein den TթƒԹԶrken gehթƒԹԳren, die der sunnitische Islam als Staatsreligion zusammenschweiթƒժԴt. FթƒԹԶr ethnische und religiթƒԹԳse Minderheiten war in dieser Vision kein Platz.

TatsթƒԹ)chlich schreibt der tթƒԹԶrkische Historiker Taner Agcam, dass schon im Juli 1910 auf der Versammlung der Ittihat-Spitze in Thessaloniki als թ§Չ‚-ժԷAlternative die Deportation christlicher Bewohner թ§Չ‚-Թ» oder ein gewaltsames Vorgehenթ§Չ‚-ժ“ diskutiert wurde. Glauben wir Johannes Lepsius, so wurde ein Jahr spթƒԹ)ter, im Oktober 1911, ebenfalls in Thessaloniki, beim JungtթƒԹԶrkischen Kongress postuliert: թ§Չ‚-ժԷDie TթƒԹԶrkei muss ein wesentlich muhammedanisches Land sein.թ§Չ‚-ժ“ Im Januar 1914 berichtete bereits die russische Zeitung թ§Չ‚-ժԷGolos Moskvyթ§Չ‚-ժ“ թƒԹԶber einen թ§Չ‚-ժԷPlan, Anatolien zu homogenisierenթ§Չ‚-ժ“ und die Armenier in das Zweistromland zu deportieren, was freilich damals noch von den JungtթƒԹԶrken dementiert wurde. Erst Anfang MթƒԹ)rz 1915 wurde die sofortige Umsetzung dieses Planes beschlossen. Dabei wollte man den Krieg als Vorwand fթƒԹԶr eine թ§Չ‚-ժԷallgemeine und endgթƒԹԶltige SթƒԹ)uberungթ§Չ‚-ժ“ nutzen, um թ§Չ‚-ժԷdas armenische Volk vollstթƒԹ)ndig auszurottenթ§Չ‚-ժ“, wie Dr. Nazim Bey, GeneralsekretթƒԹ)r der Ittihat, auf einer Sitzung der Parteispitze erklթƒԹ)rte. TatsթƒԹ)chlich wurde dieser Parteibeschluss nur Tage spթƒԹ)ter, nթƒԹ)mlich am 16.3.1915, dem deutschen Konsul Dr. Paul Schwarz durch den Provinzgouverneur Sabit Bey bestթƒԹ)tigt. Das ZK-Mitglied Nefis Bey hatte bereits im Dezember 1914 mit dem Schweizer Missionar Jakob KթƒԹԶnzler թƒԹԶber einen solchen Plan gesprochen.

So meldete auch US-Botschafter Henry Morgenthau am 16.7.1915 nach Washington, dass թ§Չ‚-ժԷes scheint, dass hier eine Programm zur Vernichtung einer Rasse unter dem Vorwand, es seien MaթƒժԴnahmen gegen eine Rebellion, im Gange ist.թ§Չ‚-ժ“ Und der tթƒԹԶrkische Innenminister Talaat Bey թƒԹ)uթƒժԴerte sich dem deutschen Botschaftsmitarbeiter Johann Mordtmann gegenթƒԹԶber, wie dieser nach Berlin meldete, թ§Չ‚-ժԷohne RթƒԹԶckhalt թƒԹԶber die Absichten der Regierung, die den Weltkrieg dazu benutze, um mit ihren inneren Feinden թ§Չ‚-Չ€œ den einheimischen Christen aller Konfessionen թ§Չ‚-Չ€œ grթƒԹԶndlich aufzurթƒԹ)umen, ohne durch diplomatische Interventionen des Auslandes gestթƒԹԳrt zu werden.թ§Չ‚-ժ“

Diese EinschթƒԹ)tzung zieht sich auch wie ein roter Faden durch die vatikanischen Dokumente. թ§Չ‚-ժԷթ§Չ‚-խœArmenien ohne Armenierթ§Չ‚-խœ թ§Չ‚-Չ€œ das ist der Plan der osmanischen Regierungթ§Չ‚-ժ“, berichtete der Generalabt des Mechitaristenordens, Msgr. Ghiurekian, Papst Benedikt XV. am 30. Juli 1915. Vom թ§Չ‚-ժԷWerk der JungtթƒԹԶrken, ermutigt durch die UnterstթƒԹԶtzung der Deutschenթ§Չ‚-ժ“ spricht der armenisch-katholische Erzbischof von Chalcedon, Msgr. Peter Kojunian, in seinem Schreiben an Papst Benedikt XV. vom 3.9.1915: թ§Չ‚-ժԷZu den Schrecken des derzeitigen Krieges, die das vթƒԹ)terliche Herz Eurer Heiligkeit erschթƒԹԶttern, gehթƒԹԳrt nicht zuletzt das Massaker an den Armeniern der TթƒԹԶrkei, das von der tթƒԹԶrkischen Regierung angeordnet und zum grթƒԹԳթƒժԴten Teil bereits ausgefթƒԹԶhrt wurde. (թ§Չ‚-Թ») (Es ist) eine systematische Vernichtung der Armenier in der TթƒԹԶrkei.թ§Չ‚-ժ“ Eine schweizer Initiative mehrerer prominenter Akademiker, die sich fթƒԹԶr die Armenier einsetzten und im September 1915 auch an den Vatikan wandten, hatte durch թ§Չ‚-ժԷdurchaus vertrauenswթƒԹԶrdige Augenzeugenթ§Չ‚-ժ“ in Erfahrung gebracht: թ§Չ‚-ժԷEs handelt sich um nichts weniger als die systematische und offiziell beschlossene Ausrottung eines ganzen christlichen Volkes, der Armenier, welche jetzt ins Werk gesetzt wird, weil die vollstթƒԹ)ndige Herrschaft des Islam im tթƒԹԶrkischen Reich durchgefթƒԹԶhrt werden soll.թ§Չ‚-ժ“ Der Superior des Kapuzinerordens in Erzurum, der թƒԹԳsterreichische Pater Norbert Hofer, schrieb im Oktober 1915 an den Vatikan: թ§Չ‚-ժԷDie Bestrafung der armenischen Nation (fթƒԹԶr angebliche AufstթƒԹ)nde, d.Verf.) ist bloթƒժԴ ein Vorwand der freimaurerischen tթƒԹԶrkischen Regierung, um alle christlichen Elemente im Land ungestraft vernichten zu kթƒԹԳnnen.թ§Չ‚-ժ“ Und sein Landsmann und Ordensbruder, der թƒԹԳsterreichische Kapuzinermissionar Michael Liebl, brachte in Samsun in Erfahrung: թ§Չ‚-ժԷNicht die Armenier, die Christen wurden (zum Tode) verurteilt auf einer geheimen Konferenz der JungtթƒԹԶrken vor 5 oder 6 Jahren in Thessaloniki.թ§Չ‚-ժ“ SchlieթƒժԴlich stellt auch ein Bericht des Armenisch-Katholischen Patriarchats an den Vatikan vom Februar 1916 fest, թ§Չ‚-ժԷdass die Regierung nur das kriminelle VermթƒԹ)chtnis (des ehemaligen GroթƒժԴwesirs) Midhat Paschas umsetzt, der bereits das christliche Element in der TթƒԹԶrkei vernichten wollte.թ§Չ‚-ժ“ Und: թ§Չ‚-ժԷEs ist sicher, dass all diese Ereignisse auf ausdrթƒԹԶcklichen Befehl der tթƒԹԶrkischen Regierung und in Zusammenarbeit mit allen BehթƒԹԳrden des osmanischen Reiches stattgefunden haben.թ§Չ‚-ժ“ Und am 18. Juni 1916 sprach der armenisch-katholische Patriarch von einem թ§Չ‚-ժԷProjekt zur Vernichtung des armenischen Volkes in der TթƒԹԶrkei (թ§Չ‚-Թ») Es ist sicher, dass die osmanische Regierung beschlossen hat, das Christentum aus der TթƒԹԶrkei zu beseitigen, bevor der Weltkrieg zu Ende geht. Und das alles geschieht im Angesicht der christlichen Welt.թ§Չ‚-ժ“

Trotz dieser klaren Hinweise auf eine lange geplante Aktion, zu deren DurchfթƒԹԶhrung der Erste Weltkrieg lediglich den herbeigesehnten Vorwand bot, sprechen die TթƒԹԶrken noch heute lediglich von einer թ§Չ‚-ժԷkriegsbedingten Umsiedelungթ§Չ‚-ժ“ der Armenier. Das steht in vթƒԹԳlligem Widerspruch zu den historischen Fakten, wie sie auch durch die Dokumente aus dem Vatikanarchiv ersichtlich werden. So meldete etwa der Apostolische Delegat in Konstantinopel, Msgr. Angelo Dolci, am 20. August 1915 nach Rom: թ§Չ‚-ժԷEs ist unmթƒԹԳglich, sich eine Vorstellung davon zu machen, was im Landesinnern geschieht. Die gesamte armenische BevթƒԹԳlkerung wird systematisch auf brutalste Weise aus ihren StթƒԹ)dten und DթƒԹԳrfern vertrieben und an unbekannte Orte verschleppt. Manchmal erlauben sie diesen UnglթƒԹԶcklichen, Alte, Kranke, Kinder und ihre dringendsten GegenstթƒԹ)nde mit Karren zu transportieren. Meistens aber mթƒԹԶssen alle diese armen Menschen in grթƒԹԳթƒժԴeren Gruppen den Weg zu FuթƒժԴ zurթƒԹԶcklegen durch die trockene Landschaft, wo viele von ihnen durch vթƒԹԳllige ErschթƒԹԳpfung, Leiden und Entbehrungen aller Art nach ein paar Tagen den Tod finden. Anderen werden unter dem Vorwand, sie zu schթƒԹԶtzen, bewaffnete Eskorten mitgegeben, doch leider wird diese Begleitung oft zu der grթƒԹԳթƒժԴten Gefahr fթƒԹԶr die Deportierten. TatsթƒԹ)chlich wurden nթƒԹ)mlich viele Karawanen, sobald sie in verlassenere Gegenden kamen, von ihren FթƒԹԶhrern (den Gendarmen) massakriert.թ§Չ‚-ժ“

Die detaillierten Augenzeugenberichte, die im Vatikanarchiv liegen, lassen tatsթƒԹ)chlich keinen Zweifel daran, dass es den TթƒԹԶrken nicht um die mթƒԹԳglichst reibungslose Umsiedelung eines Teiles der BevթƒԹԳlkerung aus der Kampfzone, sondern um deren Vernichtung ging. Nur so ist der tթƒԹԶrkische modus operandi zu verstehen, der immer gleich ablief:

I. Suche nach angeblichen Waffen, um einen Vorwand fթƒԹԶr die Abschiebung zu haben.

II. Verhaftung und anschlieթƒժԴende Ermordung der armenischen Notablen.

III. Verhaftung der armenischen MթƒԹ)nner von 16-70 unter dem Vorwand, sie zum MilitթƒԹ)rdienst einzuziehen. Nur wenige wurden tatsթƒԹ)chlich zu StraթƒժԴenarbeiten und TrթƒԹ)gerdiensten verpflichtet. Der grթƒԹԳթƒժԴte Teil wurde vor die StթƒԹ)dte gefթƒԹԶhrt und in einiger Entfernung von diesen massakriert.

IV. Deportationsaufruf an die Frauen, Kinder und Alte. Wer freiwillig zum Islam konvertierte, wurde in tթƒԹԶrkische Familien verschleppt, alle anderen auf einen wochenlangen FuթƒժԴmarsch durch das Bergland geschickt. Ihr Eigentum mussten die Meisten zurթƒԹԶcklassen; wer es mitnehmen durfte, wurde auf dem Weg ausgeraubt.

V. Diverse թƒժ“berfթƒԹ)lle, bei denen die ZթƒԹԶge entschieden dezimiert, die Frauen vergewaltigt und ausgeraubt oder gefangen und in die Sklaverei verkauft wurden. Dabei bot die թ§Չ‚-ժԷPolizeieskorteթ§Չ‚-ժ“ der ZթƒԹԶge keinen Schutz, sondern beteiligte sich an den Ausschreitungen. So stellte der Ordensgeneral der Mechitaristen, Msgr. Ghiurekian, in seinem Brief an Papst Benedikt XV. fest: թ§Չ‚-ժԷNicht nur Kurden und Briganten, sondern Gendarme und Regierungsbeamte kommen zusammen, um sie auszuplթƒԹԶndern und die Frauen und MթƒԹ)dchen zu schթƒԹ)nden.թ§Չ‚-ժ“ Das armenisch-katholische Patriarchat ergթƒԹ)nzte: թ§Չ‚-ժԷJeder weiթƒժԴ, dass die Regierung zu Beginn des Krieges Kriminelle aus den GefթƒԹ)ngnissen entlieթƒժԴ, um die թ§Չ‚-ժ❁Cetesթ§Չ‚-խœ genannten Horden (թ§Չ‚-ժԷSondereinheitenթ§Չ‚-ժ“, d.Verf.) zu bilden, die in den թƒԹԳstlichen, թƒԹԶberwiegend von Armeniern bewohnten Provinzen zum Einsatz kamen. Diese թ§Չ‚-ժ❁Cetesթ§Չ‚-խœ begannen, die DթƒԹԳrfer der Armenier zu brandschatzen, ihre Frauen und jungen MթƒԹ)dchen zu schթƒԹ)nden und ihre Notablen zu ermorden.թ§Չ‚-ժ“ Zudem wurde den Deportierten Wasser, Brot und Unterkunft verweigert. Wer nicht auf dem Weg an den grassierenden Seuchen erkrankte oder an Hunger und ErschթƒԹԳpfung starb, erreichte sein Ziel, die syrische WթƒԹԶste, oft genug nackt, ausgezehrt und von der Sonne verbrannt.
VI. Nur ca. 20 % der Deportierten erreichte ihr Ziel, ein Konzentrationslager in der syrischen WթƒԹԶste. Dort wurde zunթƒԹ)chst auf die natթƒԹԶrliche Dezimierung durch Hunger und Seuchen gehofft, dann fanden weitere Massaker oder TodesmթƒԹ)rsche in die WթƒԹԶste statt. Maximal 3 % der Deportierten թƒԹԶberlebten das folgende Jahr (1916).

Angesichts dieser Tatsachen ist es geradezu perfide, von einer թ§Չ‚-ժԷerfolgreichen, sicheren թƒժ“berfթƒԹԶhrungթ§Չ‚-ժ“ zu sprechen, obwohl die Sterbequote bei 97 % lag.

Die Resolution 180 der UN-Vollversammlung vom 21. November 1947 definiert VթƒԹԳlkermord in Artikel II als թ§Չ‚-ժԷeine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiթƒԹԳse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstթƒԹԳren:

a) das TթƒԹԳten von AngehթƒԹԳrigen der Gruppe
b) das ZufթƒԹԶgen von schweren kթƒԹԳrperlichen oder seelischen SchթƒԹ)den bei AngehթƒԹԳrigen der Gruppe
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die vթƒԹԳllige oder teilweise physische ZerstթƒԹԳrung der Gruppe abzielen
d) die Anordnung von MaթƒժԴnahmen zur Geburtenverhinderung
e) die zwangsweise թƒժ“berfթƒԹԶhrung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppeթ§Չ‚-ժ“

In Dutzenden Dokumenten aus dem Vatikanarchiv werden die Massaker an den Armenier-Konvois durch Soldaten, Milizen und RegierungsangehթƒԹԳrige geschildert. Die ganze Umsiedelung selbst scheint nur dem Ziel gedient zu haben, die Armenier so stark zu dezimieren, dass nur noch ein Bruchteil die թƒԹԶberfթƒԹԶllten Konzentrationslager in der syrischen WթƒԹԶste erreichte, wo das TթƒԹԳten fortgesetzt wurde. Die Verweigerung von Lebensmitteln und Wasser թ§Չ‚-Չ€œ die Armenier wurden sogar daran gehindert, aus FlթƒԹԶssen zu trinken! թ§Չ‚-Չ€œ und die GewaltmթƒԹ)rsche durch das Bergland fթƒԹԶhrte zum Tod von Hunderttausenden, die fortdauernden Schikanen und Vergewaltigungen, der Diebstahl aller Kleider, die Folter und die BrutalitթƒԹ)t der Gendarmen bei Zigtausenden zu seelischen SchթƒԹ)den, vom Wahnsinn bis zum Selbstmord. Der Kapuzinersuperior P. Norbert Hofer zitiert in seinem Bericht den deutschen Superior der Lazaristenmission in Jerusalem, Pater D. Dunkl, der in Aleppo erlebte, in welchem Zustand die Armenierinnen waren, die es immerhin bis an den Rand der syrischen WթƒԹԶste geschafft hatten: թ§Չ‚-ժԷNormalerweise kommen nur die Frauen bis Aleppo; denn die MթƒԹ)nner sterben schon vorher entweder an ihren Leiden oder werden massakriert.

Im Hof eines թ§Չ‚-ժ❁Khansթ§Չ‚-խœ (Karawanserei) in der NթƒԹ)he von Aleppo sah er (P. Dunkl, d. Verf.) auf der nackten Erde sitzend, inmitten ihrer eigenen Ausscheidungen, mehrere hunderte Frauen, darunter viele MթƒԹԶtter mit ihren bereits toten oder noch lebenden Kinder an der Brust. Sie alle waren in einem apathischen Zustand oder kurz davor zu sterben. Eine protestantische Diakonisse թ§Չ‚-Չ€œ die թƒԹԶbrigens versuchte, mit allen Mitteln die Leiden der unglթƒԹԶcklichen Frauen zu lindern թ§Չ‚-Չ€œ erzթƒԹ)hlte, dass sie tթƒԹ)glich etwa zwanzig Leichen von dem oben genannten Hof wegschaffen musste.

Eine katholische Nonne, die kurz zuvor in Aleppo eingetroffen war, erzթƒԹ)hlte, dass sie mit sechs weiteren Schwestern aus Tokat ausgewiesen wurde. Sie alle wurden entkleidet und mussten so, ganz nackt, die Reise von mehr als einer Woche bis Aleppo unternehmen. FթƒԹԶnf der Begleiterinnen sind auf dem Weg verstorben, waren ihrer ErschթƒԹԳpfung und der Torturen, die sie ertragen mussten, zum Opfer gefallen. Eine wurde in der NթƒԹ)he der Stadt (Aleppo) verrթƒԹԶckt und ertrթƒԹ)nkte sich in einem Fluss. Der ErzթƒԹ)hlerin gelang es, sich der Kleidung einer auf der StraթƒժԴe liegenden Leiche zu bemթƒԹ)chtigen, sich anzukleiden und in die Stadt zu fliehen, wo sie von anderen Nonnen, die vorher angekommen waren, aufgenommen wurde.թ§Չ‚-ժ“

Die Zahl der Opfer wird in den vatikanischen Dokumenten auf թƒԹԶber eine Million geschթƒԹ)tzt. Ein Bericht des armenisch-katholischen Patriarchats, der im Februar 1916 verfasst wurde, erwթƒԹ)hnt bereits թ§Չ‚-ժԷbeinahe 1.000.000թ§Չ‚-ժ“ Opfer, wohlbemerkt noch vor den Massakern in der syrischen WթƒԹԶste. Msgr. Dolci dagegen ging bereits am 20.12.1915 von 1,1 Millionen Toten aus , wթƒԹ)hrend der Kapuzinerpater Michael Liebl am 30. September 1917, also nach den Massakern, konstatierte: թ§Չ‚-ժԷVon den 2,3 Millionen in der TթƒԹԶrkei wohnenden Armeniern sind ein und eine halbe Million von den TթƒԹԶrken ausgerottet worden.թ§Չ‚-ժ“ Von 1,5 Millionen Toten geht heute auch die seriթƒԹԳse Armenozid-Forschung aus.

Auch die թ§Չ‚-ժԷթƒժ“berfթƒԹԶhrung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppeթ§Չ‚-ժ“ gehթƒԹԳrt zu den traurigen Kapiteln des Armenozids. թ§Չ‚-ժԷEine groթƒժԴe Zahl armenischer Kinder (der Zeuge glaubte, dass es 1000 waren), wurden am Geburtstag des Sultans beschnitten und zu TթƒԹԶrken gemacht. Viele Frauen und Kinder wurden in tթƒԹԶrkische HթƒԹ)user gezwungenթ§Չ‚-ժ“, berichtete der Rottenburger Priester Johannes Straubinger, deutscher MilitթƒԹ)rgeistlicher in der TթƒԹԶrkei, dem Apostolischen Delegaten. Ein Bericht des armenisch-katholischen Patriarchats prթƒԹ)zisiert: թ§Չ‚-ժԷDie schutzlos zurթƒԹԶckgebliebenen Frauen und MթƒԹ)dchen wurden oft genug noch in ihrer Heimat oder auf dem Weg entfթƒԹԶhrt und in tթƒԹԶrkische Harems verschleppt. թƒժ“berall haben die թƒԹԳrtlichen BehթƒԹԳrden Kinder beiderlei Geschlechts den Armen ihrer MթƒԹԶtter entrissen und an die TթƒԹԶrken ausgeliefert. (թ§Չ‚-Թ») Die erzwungenen Konversionen der Frauen und jungen MթƒԹ)dchen gehen in die Tausende. (թ§Չ‚-Թ») Die Propaganda der Zwangsbekehrung lթƒԹ)uft bis heute, sie wird von den hթƒԹԳchsten ReprթƒԹ)sentanten der tթƒԹԶrkischen Regierung befթƒԹԶrwortetթ§Չ‚-ժ“, ein Umstand, den auch der Kapuzinerpater Michael Liebl aus Samsun bestթƒԹ)tigte: թ§Չ‚-ժԷDie MթƒԹ)dchen und jungen Frauen wurden meist gewaltsam in die Harems gesteckt und mit TթƒԹԶrken verheiratet.թ§Չ‚-ժ“

War es also ein VթƒԹԳlkermord, was sich 1915-16 im Osmanischen Reich abspielte? Die Dokumente aus den Vatikanarchiv lassen keinen Zweifel daran, dass der Armenozid nahezu alle Kriterien erfթƒԹԶllt, die von den Vereinten Nationen definiert worden sind.

kath.net-Buchtipp
VթƒԹԳlkermord an den Armeniern
Mit unverթƒԹԳffentlichten Dokumenten aus dem Geheimarchiv des Vatikans թƒԹԶber das grթƒԹԳթƒժԴte Verbrechen des Ersten Weltkriegs
Von Michael Hesemann
Hardcover, 352 Seiten; Fotos
2015 Herbig
ISBN 978-3-7766-2755-8
Preis 25.70 EUR

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