{"id":6398,"date":"2011-08-08T17:04:13","date_gmt":"2011-08-08T17:04:13","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=6398"},"modified":"2011-08-08T17:04:13","modified_gmt":"2011-08-08T17:04:13","slug":"die-angst-vor-dem-crash","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=6398","title":{"rendered":"Die Angst vor dem Crash"},"content":{"rendered":"

Was passiert am Montag?\u0569\u0082\u0539\u00a0Nach der Herabstufung der USA durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s erwartet die Welt\u0569\u0082\u0539\u00a0voller Sorge\u0569\u0082\u0539\u00a0die Reaktion der B\u0569\u0083\u0539\u0533rsen.\u0569\u0082\u0539\u00a0Mit einer gemeinsamen Erkl\u0569\u0083\u0539)rung\u0569\u0082\u0539\u00a0zum Euro wollen Kanzlerin Merkel und\u0569\u0082\u0539\u00a0Frankreichs Pr\u0569\u0083\u0539)sident Sarkozy die M\u0569\u0083\u0539)rkte beruhigen.\u0569\u0082\u0539\u00a0<\/strong><\/p>\n

Hamburg – Es ist ein Gef\u0569\u0083\u0539\u0536hl, das Kinder in aller Welt kennen: In der Schule gab es Zeugnisse, das eigene ist schlecht ausgefallen. Doch viel schlimmer als die gedruckte Lehrerschelte ist die bange Frage, welche Reaktion zu Hause folgt: Verst\u0569\u0083\u0539)ndnis, ein kurzes Donnerwetter – oder doch Pr\u0569\u0083\u0539\u0536gel?<\/p>\n

Am Montag ist Zeugnistag f\u0569\u0083\u0539\u0536r die USA. Zwar hat die Rating-Agentur Standard & Poor’s (S&P) bereits am Freitag die Bonit\u0569\u0083\u0539)t des Landes um eine Stufe gesenkt<\/a> . Doch da waren die B\u0569\u0083\u0539\u0533rsen bereits geschlossen, die Anleger konnten nicht mehr auf die bislang beispiellose Herabstufung<\/a>reagieren. Das werden sie nun zu Wochenbeginn nachholen. Und \u0569\u0083\u0539)hnlich wie bei vielen Sch\u0569\u0083\u0539\u0536lern ist auch bei den USA noch weitgehend unklar, wie heftig die Reaktion auf die verschlechterte Note sein wird.<\/p>\n

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Die Nervosit\u0569\u0083\u0539)t jedenfalls ist gro\u0569\u0083\u056a\u0534, schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich befanden sich die B\u0569\u0083\u0539\u0533rsen bereits in der vergangenen Woche auf rasanter Talfahrt: Der Deutsche Aktienindex (Dax \"Chart<\/a>) rutschte um 13 Prozent ab, der Dow Jones \"Chart<\/a> verlor knapp sechs Prozent – sein gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534ter Wochenverlust seit Beginn der Finanzkrise. Nun wird ein weiterer Kurssturz bef\u0569\u0083\u0539\u0536rchtet. Schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich \u0569\u0083\u0539\u0533ffnen die “globalen Finanzm\u0569\u0083\u0539)rkte am Montag in einer ver\u0569\u0083\u0539)nderten Wirklichkeit”, wie Mohamed El-Erian, Chef des weltweit gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534ten Anleiheinvestors Pimco in der “Financial Times” schreibt.<\/p>\n

Auch in Europa f\u0569\u0083\u0539\u0536rchtet man den Absturz: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der franz\u0569\u0083\u0539\u0533sische Staatspr\u0569\u0083\u0539)sident Nicolas Sarkozy m\u0569\u0083\u0539\u0536hen sich, die M\u0569\u0083\u0539)rkte vorab zu beruhigen. Sie bekr\u0569\u0083\u0539)ftigten am Sonntagabend in einer gemeinsamen Erkl\u0569\u0083\u0539)rung die Beschl\u0569\u0083\u0539\u0536sse des Euro-Gipfels vom Juli und betonten die Bedeutung einer schnellen Zustimmung der Parlamente ihrer beiden L\u0569\u0083\u0539)nder bis Ende September. Zugleich ermahnten sie Italien und Spanien, ihren angek\u0569\u0083\u0539\u0536ndigten Sparkurs schnell und komplett umzusetzen.<\/p>\n

Dabei verpackten Merkel und Sarkozy ihre Forderung in Lob: Sie begr\u0569\u0083\u0539\u0536\u0569\u0083\u056a\u0534ten die j\u0569\u0083\u0539\u0536ngst von den beiden gro\u0569\u0083\u056a\u0534en Wackelkandidaten der Euro-Zone angek\u0569\u0083\u0539\u0536ndigten Ma\u0569\u0083\u056a\u0534nahmen zur schnelleren Haushaltskonsolidierung und zur Erh\u0569\u0083\u0539\u0533hung der Wettbewerbsf\u0569\u0083\u0539)higkeit. F\u0569\u0083\u0539\u0536r die Wiederherstellung des Vertrauens der M\u0569\u0083\u0539)rkte sei aber eine “vollst\u0569\u0083\u0539)ndige und z\u0569\u0083\u0539\u0536gige Umsetzung der angek\u0569\u0083\u0539\u0536ndigten Ma\u0569\u0083\u056a\u0534nahmen” ma\u0569\u0083\u056a\u0534geblich.<\/p>\n

Reicht das, um einen schwarzen Montag zu verhindern? Die ersten Anzeichen sind wenig ermutigend. Als erster gro\u0569\u0083\u056a\u0534er Handelsplatz konnte am Samstag die B\u0569\u0083\u0539\u0533rse in Saudi-Arabien auf die Herabstufung reagieren, dort verlor der Leitindex Tasi gut f\u0569\u0083\u0539\u0536nf Prozent. Auch in Dubai gaben die Kurse am Sonntag um mehr als f\u0569\u0083\u0539\u0536nf Prozent nach. Die israelische B\u0569\u0083\u0539\u0533rse verschob ihren Handelsstart am Sonntag um eine Dreiviertelstunde, nachdem der Index TA-25 im vorb\u0569\u0083\u0539\u0533rslichen Handel mehr als sechs Prozent verloren hatte.<\/p>\n

Wirklich spannend wird es, wenn am Montag die M\u0569\u0083\u0539)rkte in Asien, Europa und schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich den USA er\u0569\u0083\u0539\u0533ffnen. Dann wird sich zeigen, ob die USA eine \u0569\u0083\u0539)hnliche Erfahrung machen wie zuletzt viele s\u0569\u0083\u0539\u0536deurop\u0569\u0083\u0539)ische L\u0569\u0083\u0539)nder: Nachdem die Rating-Agenturen wiederholt ihre Bonit\u0569\u0083\u0539)t gesenkt hatten, stiegen die Zinsen, die L\u0569\u0083\u0539)nder wie Griechenland oder Portugal f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Aufnahme neuer Schulden zahlen mussten immer weiter – bis die L\u0569\u0083\u0539)nder sich unter Euro-Rettungsschirme fl\u0569\u0083\u0539\u0536chten mussten.<\/p>\n

Haben die Anleger die Herabstufung geahnt?<\/strong><\/p>\n

W\u0569\u0083\u0539)hrend manche europ\u0569\u0083\u0539)ischen Ratings jedoch l\u0569\u0083\u0539)ngst Ramschniveau erreicht haben, rutschten die USA nur um eine Stufe von der Bestnote ab – und das bislang nur bei einer der drei gro\u0569\u0083\u056a\u0534en Rating-Agenturen. Deshalb besteht die Hoffnung, dass die Auswirkungen der Entscheidung begrenzt bleiben – die USA also mit einem ordentlichen Donnerwetter davonkommen.<\/p>\n

Einen weltweiten Crash werde es nicht geben, prophezeit Deutsche-Bank-Chefsvolkswirt Thomas Mayer in der “Bild am Sonntag”. “Die Kurse werden sich auch wieder erholen.” Der Allianz-Analyst Hans-J\u0569\u0083\u0539\u0533rg Naumer zeigt sich ebenfalls zuversichtlich: “Es scheint eine Art Sommergewitter zu sein und wir k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen immer noch auf stabileres B\u0569\u0083\u0539\u0533rsenwetter im Sp\u0569\u0083\u0539)tsommer hoffen.”<\/p>\n

Ein Grund f\u0569\u0083\u0539\u0536r den vorsichtigen Optimismus: M\u0569\u0083\u0539\u0533glicherweise haben Anleger die Herabstufung bereits geahnt. Schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich hatte S&P diese bereits Mitte Juli angedroht, am Freitag waren noch vor B\u0569\u0083\u0539\u0533rsenschluss in den USA Ger\u0569\u0083\u0539\u0536chte \u0569\u0083\u0539\u0536ber eine bevorstehende Herabstufung aufgekommen<\/a> . Die Kursverluste der vergangenen Woche zeigten, dass der Markt schlechte Nachrichten antizipiert habe, sagt Hanno Beck, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Pforzheim. Kurzfristig k\u0569\u0083\u0539\u0533nne es zu weiteren Turbulenzen kommen. “Die meisten Marktteilnehmer sollte die Herabstufung aber nicht unvorbereitet treffen.”<\/p>\n

Doch es gibt auch pessimistischere Stimmen. “Das wird die Verunsicherung an den M\u0569\u0083\u0539)rkten noch weitertreiben”, prophezeit der Direktor des Instituts f\u0569\u0083\u0539\u0536r Makro\u0569\u0083\u0539\u0533konomie und Konjunkturforschung, Gustav Horn. Er verweist auf institutionelle Anleger wie etwa Lebensversicherungen. Solche Investoren haben sich h\u0569\u0083\u0539)ufig dazu verpflichtet, nur Staatsanleihen mit h\u0569\u0083\u0539\u0533chster Bonit\u0569\u0083\u0539)tsnote in ihren Portfolios zu halten. Durch eine Herabstufung k\u0569\u0083\u0539\u0533nnten sie zum Verkauf ihrer Anleihen gezwungen werden – zumindest, falls auch die anderen Rating-Riesen ihre Note absenken.<\/p>\n

China erhebt seine Stimme<\/strong><\/p>\n

Sehr aufmerksam werden Anleger alle Wortmeldungen aus China verfolgen. Mit Anleihen im Gesamtwert von 1,16 Billionen Dollar ist das Land der gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534te Gl\u0569\u0083\u0539)ubiger der USA. W\u0569\u0083\u0539\u0536rde die chinesische Regierung diese Anleihen auf den Markt schmei\u0569\u0083\u056a\u0534en, k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte sie die USA in kurzer Zeit in den Bankrott treiben.<\/p>\n

Zwar hat China wenig Interesse daran, auf diese Weise seine eigenen Wertanlagen zu vernichten – zumal der amerikanische Anleihemarkt wegen seiner Gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534e bislang weitgehend konkurrenzlos ist. Doch eine scharfe Kritik der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua<\/a> zeigte am Wochenende, dass die chinesische Regierung mit wachsendem Selbstbewusstsein ein Umsteuern der US-Politik einfordert.<\/p>\n

Barack Obama hat zwar bereits Besserung gelobt<\/a> , doch mehr als Versprechen des Pr\u0569\u0083\u0539)sidenten d\u0569\u0083\u0539\u0536rften die M\u0569\u0083\u0539)rkte Daten zur stockenden US-Konjunktur interessieren: Am kommenden Freitag werden neue Zahlen zum amerikanischen Einzelhandel ver\u0569\u0083\u0539\u0533ffentlicht. Fallen diese gut aus, so k\u0569\u0083\u0539\u0533nnten sie \u0569\u0083\u0549\u0080\u009engste vor einem Einbruch des US-Konsums d\u0569\u0083\u0539)mpfen. “Der US-Einzelhandel k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte zum strahlenden Leuchtturm werden”, hofft Tobias Basse, Analyst der NordLB.<\/p>\n

Zudem gibt es Spekulationen, dass die US-Notenbank Fed eine neue Runde der sogenannten “Quantitativen Lockerung” einl\u0569\u0083\u0539)utet. Mit diesem milliardenschweren Aufkaufprogramm f\u0569\u0083\u0539\u0536r Anleihen versucht die Bank zus\u0569\u0083\u0539)tzliches Geld in den Markt zu pumpen, nachdem der Leitzins bereits fast auf null Prozent gesenkt wurde.<\/p>\n

Die Frage nach ausreichender Liquidit\u0569\u0083\u0539)t d\u0569\u0083\u0539\u0536rfte am Montag auch mit Blick auf die Banken gestellt werden. Die Finanzkrise war dadurch versch\u0569\u0083\u0539)rft worden, dass Institute ihr Geld horteten. Das zeigte sich am Libor – jenem Zinssatz, zu dem sich Finanzinstitute gegenseitig Geld leihen. Am Montag m\u0569\u0083\u0539\u0536ssten Investoren nun den Libor wieder genau beobachten, sagt Geoffrey Yu von der Schweizer Gro\u0569\u0083\u056a\u0534bank UBS \"Chart<\/a>. Sollten Anleihen in gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534erem Stil auf den Markt geworfen werden, so k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte das “den bereits eskalierenden Stress f\u0569\u0083\u0539\u0536r das Bankensystem weiter versch\u0569\u0083\u0539)rfen”.<\/p>\n