{"id":5279,"date":"2011-04-26T14:53:19","date_gmt":"2011-04-26T14:53:19","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=5279"},"modified":"2011-04-26T14:53:19","modified_gmt":"2011-04-26T14:53:19","slug":"einige-eindrucke-aus-der-gedenkfeier-in-der-paulskirche","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=5279","title":{"rendered":"Einige Eindr\u0569\u0083\u0539\u0536cke aus der Gedenkfeier in der Paulskirche"},"content":{"rendered":"

Ich frage mich jedes Mal, was wir eigentlich in der Paulskirche machen, wenn wir dort zusammen kommen. Und ich frage mich auch, ob der Zentralrat der Armenier f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Armenier eher hinderlich arbeitet. Der Ort und Begriff \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Paulskirche\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 hat ja f\u0569\u0083\u0539\u0536r sich eine bestimmte Bedeutung, eine bestimmte Praxis, eine bestimmte Kultur. Wenn wir Armenier \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c und die sich mit uns Solidarisierenden \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c mit Kind und Kegel dort zusammen kommen, d\u0569\u0083\u0539\u0536rfte unser Praxis eine der vorgegebenen kontr\u0569\u0083\u0539)re sein; denn wir k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen dort nur teilweise eine b\u0569\u0083\u0539\u0536rgerliche Kultur praktizieren \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c vor allem, weil der Grund unseres Zusammenkommens eine nicht formalisierte und eingefasste Form der Trauer ist.<\/p>\n

Mein Eindruck ist: Wir wollen eigentlich einen deutschen \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Lerchenberg\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 aufsuchen, wo wir unserer Trauer vielleicht mit der Niederlegung einer Rose Ausdruck geben k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen, in einer kontemplativen Atmosph\u0569\u0083\u0539)re \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c in einer Art s\u0569\u0083\u0539)kularisierter Kirche. In der Paulskirche erwartet uns aber eine andere Haltung, die uns verwirrt zur\u0569\u0083\u0539\u0536ck l\u0569\u0083\u0539)sst: schwer verst\u0569\u0083\u0539)ndliche und einzuordnende politische Reden und klassische Musik.<\/p>\n

Die Praxis \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Paulskirche\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 hat ihre Berechtigung. Die armenischen Forderungen m\u0569\u0083\u0539\u0536ssen einen Ort haben, wo sie von ihnen selbst und von den von ihnen selbst bestimmten Rednern \u0569\u0083\u0539\u0533ffentlich ge\u0569\u0083\u0539)u\u0569\u0083\u056a\u0534ert werden k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen. So gesehen haben wir in Deutschland einen zentralen Ort der politischen Anklage, aber noch keinen zentralen Ort der Trauer, wo wir auch traditionelle armenische Klagelieder h\u0569\u0083\u0539\u0533ren und uns mit unseren Opfern verbunden f\u0569\u0083\u0539\u0536hlen k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen.<\/p>\n

\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei raus aus West-Armenien!\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093<\/strong><\/p>\n

Dieses Jahr war der 24. April, da er mit Ostern zusammenfiel, besonders symboltr\u0569\u0083\u0539)chtig. Ich glaube, dass diese Koinzidenz die echte Herausforderung f\u0569\u0083\u0539\u0536r den christlichen Glauben und einen Gottesglauben insgesamt ist, wenn man damit auch den Glauben an Gerechtigkeit verbindet. Der Rechtfertigungsdruck f\u0569\u0083\u0539)llt auf die Christen. Vielleicht haben die Weltkirchen in diesem Jahr deshalb auch in einem gemeinsamen Appell die Gl\u0569\u0083\u0539)ubigen aufgefordert, des Genozids an den Armeniern zu gedenken: eine unges\u0569\u0083\u0539\u0536hnte Schuld.<\/p>\n

Einige Stunden vor der Gedenkfeier in der Paulskirche hatten etwa zweihundert junge Armenierinnen und Armenier einen Protestmarsch in der N\u0569\u0083\u0539)he der Paulskirche organisiert und riefen den Passanten \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord verj\u0569\u0083\u0539)hrt nicht!\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 zu und hielten dabei Banner mit der Aufschrift \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei raus aus West-Armenien!\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 hoch.<\/p>\n

Der Hauptredner der Gedenkfeier war dieses Jahr der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkisch-deutsche Schriftsteller Dogan Akhanli. Was diese Tatsache auch nach der Rede bedeutet, wei\u0569\u0083\u056a\u0534 man nicht ganz abzusch\u0569\u0083\u0539)tzen. F\u0569\u0083\u0539\u0536r einen Gro\u0569\u0083\u056a\u0534teil der T\u0569\u0083\u0539\u0536rken ist Dogan Akhanli bereits der \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Vaterlandsverr\u0569\u0083\u0539)ter\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 schlechthin, was in diesem Fall als eine Ehrenbezeichnung gedeutet werden muss. Die Rede Dogan Akhanlis war eine pers\u0569\u0083\u0539\u0533nliche Rede, die eine ethische Erkenntnisgeschichte war. Sie endete mit den an die T\u0569\u0083\u0539\u0536rken als T\u0569\u0083\u0539)tern gerichteten Worten, dass sie als politisch-ethische Aufgabe vor 2015 unbedingt einen Erinnerungsaufstand brauchen. Dogan Akhanli hat seine Rede sehr verhalten vorgetragen, ohne Pathos, aber sichtlich ergriffen. In schwarz gekleidet, mit etwas geb\u0569\u0083\u0539\u0536ckter Haltung, mit eher kleinen \u0569\u0082\u0539\u00a0k\u0569\u0083\u0539\u0533rperlichen Statue. Lacher hatte er geerntet, als er sagte, dass man ihn auch wegen seiner \u0569\u0083\u0539)u\u0569\u0083\u056a\u0534eren Merkmale als einen Juden oder Armenier ansieht, im denunziatorischen Sinn. Der Beifall, der zum Schluss kam, war nicht frenetisch. Eher sachlich anerkennend.<\/p>\n

Sind wir Armenier denn wirklich so ehrlos?<\/strong><\/p>\n

Im Gegensatz zu Dogan Akhanli war die ihm nachfolgende Rednerin im Vorfeld schon h\u0569\u0083\u0539\u0533chst umstritten. Wesentlich gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534er als ihr Vorredner, strahlte sie g\u0569\u0083\u0539\u0536lden, die starke Blonde. Obwohl nicht die Hauptrednerin, hatte Erika Steinbach den st\u0569\u0083\u0539)rkeren Beifall, fast schon triumphalistisch. Ein Effekt, der m\u0569\u0083\u0539\u0533glicherweise ihrem professionellen Politikersein zu verdanken war. Denn inhaltlich war ihre Ansprache eine Rechtfertigung der schwachen offiziellen deutschen Haltung in der Genozidanerkennung. Kein Wort dar\u0569\u0083\u0539\u0536ber, weshalb die Kanzlerin sich nicht zu einem Wort der Anteilnahme an die Armenier in Deutschland trauen kann. Kein Wort dar\u0569\u0083\u0539\u0536ber, dass die von der Regierung favorisierte \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Historikerkommission\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 ein Ding der Unm\u0569\u0083\u0539\u0533glichkeit ist. Kein Wort dar\u0569\u0083\u0539\u0536ber, dass die deutschen Banken vom V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord profitiert haben. Sie hat geschickt eigene \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537Clames\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093 in ihre Rede einf\u0569\u0083\u0539)deln k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen. Ohne Not musste sie den Namen Stalin als Massenm\u0569\u0083\u0539\u0533rder fallen lassen und auch ohne Not musste sie die Juden als Verstockte darstellen. Somit gelang ihr die Quadratur des Kreises: die Denunziation des j\u0569\u0083\u0539\u0536disch-bolschewistischen Pakts \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c mit Hilfe der armenischen Tarnung, wodurch sie die Chance erhielt, die deutsche Schuld zu relativieren und daraus auch emotionalen Gewinn ziehen zu k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen. Daf\u0569\u0083\u0539\u0536r haben wir ihr Beifall geklatscht! In alten Kategorien w\u0569\u0083\u0539\u0536rde man sich fragen: Sind wir Armenier denn wirklich so ehrlos? Der Zentralrat hat uns Armeniern mit der Einladung von Erika Steinbach keinen Gefallen getan, sondern in eine Falle gelockt. Dieser Fehler wird hoffentlich bald Geschichte geworden sein, wie die ihm zuzurechnende Geisteshaltung.<\/p>\n

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Ich frage mich jedes Mal, was wir eigentlich in der Paulskirche machen, wenn wir dort zusammen kommen. Und ich frage mich auch, ob der Zentralrat der Armenier f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Armenier eher hinderlich arbeitet. Der Ort […]<\/a><\/p>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>","protected":false},"author":1,"featured_media":5281,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_kadence_starter_templates_imported_post":false,"footnotes":""},"categories":[8,10],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/5279"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcomments&post=5279"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/5279\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/media\/5281"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fmedia&parent=5279"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcategories&post=5279"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Ftags&post=5279"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}