{"id":17710,"date":"2016-06-02T11:54:22","date_gmt":"2016-06-02T11:54:22","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=17710"},"modified":"2016-06-02T11:54:22","modified_gmt":"2016-06-02T11:54:22","slug":"bundestag-bezeichnet-grauel-an-armeniern-als-volkermord","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=17710","title":{"rendered":"Bundestag bezeichnet Gr\u0569\u0083\u0539)uel an Armeniern als V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord"},"content":{"rendered":"
Die Armenien-Resolution ist vom Bundestag fast einstimmig verabschiedet worden. Die Kanzlerin blieb der Abstimmung vorsorglich fern. Wie reagiert die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei?<\/p>\n
Massaker, Deportationen, Todesm\u0569\u0083\u0539)rsche \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c der Bundestag hat die Verbrechen des Osmanischen Reiches an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten mit bis zu 1,5 Millionen Toten<\/a> ausdr\u0569\u0083\u0539\u0536cklich als V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord bezeichnet. Die sogenannte Armenien-Resolution wurde im Parlament bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung fast einstimmig beschlossen.<\/p>\n In der Resolution verurteilen die Abgeordneten die Gr\u0569\u0083\u0539)uel, benennen zugleich aber auch die deutsche Mitverantwortung. Das Schicksal der von der jungt\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Regierung im 1. Weltkrieg Verfolgten stehe “beispielhaft f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen S\u0569\u0083\u0539)uberungen, der Vertreibungen, ja der V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermorde, von denen das 20. Jahrhundert auf so schreckliche Weise gezeichnet ist”, hei\u0569\u0083\u056a\u0534t es in dem Beschluss. Das Deutsche Reich habe als milit\u0569\u0083\u0539)rischer Hauptverb\u0569\u0083\u0539\u0536ndeter des Osmanischen Reiches trotz eindeutiger Hinweise nicht versucht, die Verbrechen zu stoppen. Insgesamt wird der Begriff V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord in der Resolution vier Mal verwendet.<\/p>\n In der Debatte vor der Abstimmung wurde deutlich, dass der Beschluss \u0569\u0083\u0539\u0536ber alle Fraktionen hinweg unterst\u0569\u0083\u0539\u0536tzt wird. Alle Redner f\u0569\u0083\u0539\u0536hrten gleicherma\u0569\u0083\u056a\u0534en aus, dass die Resolution nicht als Anklage gegen die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei, sondern als Aufforderung zur Aufarbeitung und Vers\u0569\u0083\u0539\u0533hnung zu verstehen sei.<\/p>\n “Der Zeitpunkt, um \u0569\u0083\u0539\u0536ber V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord zu sprechen, ist nie g\u0569\u0083\u0539\u0536nstig”, sagte der Parteichef der Gr\u0569\u0083\u0539\u0536nen, Cem \u0569\u0083\u0549\u0080\u0093zdemir, wegen der m\u0569\u0083\u0539\u0533glichen Folgen f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Beziehungen mit der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei. Allerdings d\u0569\u0083\u0539\u0536rfe man nicht zu Komplizen derjenigen werden, die den Genozid an den Armeniern leugneten. Au\u0569\u0083\u056a\u0534erdem gehe es nicht nur um das Osmanische Reich, sondern auch um deutsche Geschichte. “Wir haben eine historische Verpflichtung, Armenier und T\u0569\u0083\u0539\u0536rken zur Vers\u0569\u0083\u0539\u0533hnung zu ermutigen”, sagte \u0569\u0083\u0549\u0080\u0093zdemir, der sich ma\u0569\u0083\u056a\u0534geblich f\u0569\u0083\u0539\u0536r den Antrag eingesetzt und daf\u0569\u0083\u0539\u0536r Anfeindungen und Morddrohungen erhalten hatte.<\/p>\n Die Bedrohungen spielte \u0569\u0083\u0549\u0080\u0093zdemir herunter. “Wenn ich den Bundestag verlasse, werde ich nicht verhaftet werden. Ich werde nicht zusammengeschlagen, ich werde nicht umgebracht.” Dies gelte aber nicht f\u0569\u0083\u0539\u0536r diejenigen, die sich in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei f\u0569\u0083\u0539\u0536r eine Aufarbeitung einsetzen.<\/p>\n Der ehemalige Linken-Fraktionschef Gregor Gysi betonte ebenfalls, dass der Beschluss nicht auf eine Verurteilung der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei abziele. “Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, sich den eigenen Verbrechen zu stellen”, sagte Gysi. Allerdings sei Vers\u0569\u0083\u0539\u0533hnung erst dann m\u0569\u0083\u0539\u0533glich, wenn man die historische Verantwortung \u0569\u0083\u0539\u0536bernehme. Dazu geh\u0569\u0083\u0539\u0533re auch, dass Deutschland sich endlich mit den Massakern an den Herero und Nama in der fr\u0569\u0083\u0539\u0536heren Kolonie Deutsch-S\u0569\u0083\u0539\u0536dwestafrika auseinandersetze. Seine Rede nutzte Gysi auch, um den Fl\u0569\u0083\u0539\u0536chtlingsdeal und Kanzlerin Angela Merkel zu kritisieren. “Es dem\u0569\u0083\u0539\u0536tigt uns alle, dass die Kanzlerin zu den Menschenrechtsverletzungen in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei mehr schweigt als spricht.”<\/p>\n Auch die Redner der gro\u0569\u0083\u056a\u0534en Koalition folgten dem Argument, dass die Resolution den Weg zur Vers\u0569\u0083\u0539\u0533hnung bereite. “Uns verbindet viel mit der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei viel, sie ist ein wichtiger Partner”, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Franz-Josef Jung. “Gegenstand ist der V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern, nicht die Beurteilung von Erdo\u0569\u0084\u056a\u0534an”, sagte sein SPD Amtskollege Rolf M\u0569\u0083\u0539\u0536tzenich. Auff\u0569\u0083\u0539)llig war in der Debatte, dass sich weder Vertreter der Fraktionsspitze noch aus der Regierung von Union und SPD ans Podium wagten, um zu sprechen.<\/p>\n Hintergrund dieser Zur\u0569\u0083\u0539\u0536ckhaltung ist, dass die Resolution f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Bundesregierung ein Dilemma ist. Nachdem die Abstimmung \u0569\u0083\u0539\u0536ber den von den Gr\u0569\u0083\u0539\u0536nen eingebrachten Text auf dem H\u0569\u0083\u0539\u0533hepunkt der Fl\u0569\u0083\u0539\u0536chtlingskrise aus R\u0569\u0083\u0539\u0536cksicht auf die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei verschoben worden war<\/a>, f\u0569\u0083\u0539\u0536hrte f\u0569\u0083\u0539\u0536r die gro\u0569\u0083\u056a\u0534e Koalition jetzt kein Weg mehr daran vorbei. Die Beziehungen zur T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei sind mittlerweile allerdings nicht wie erhofft besser, sondern angespannter geworden. Aus der Sicht der Bundesregierung kommt die Abstimmung daher zur Unzeit.<\/p>\n Zum gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534tm\u0569\u0083\u0539\u0533glichen Eklat, der Aufk\u0569\u0083\u0539\u0536ndigung des Fl\u0569\u0083\u0539\u0536chtlingsdeals, wird es Erdo\u0569\u0084\u056a\u0534an es aber wohl nicht kommen lassen. Premier Y\u0569\u0084\u0539\u055eld\u0569\u0084\u0539\u055er\u0569\u0084\u0539\u055em k\u0569\u0083\u0539\u0536ndigte vorsorglich an, dass die Resolution auf das Abkommen keinen Einfluss haben werde.<\/p>\n Erwartet wird nun vor allem lautstarke Rhetorik der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Regierung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darf also darauf hoffen, dass Erdo\u0569\u0084\u056a\u0534an das Verh\u0569\u0083\u0539)ltnisse zur Europ\u0569\u0083\u0539)ischen Union nicht endg\u0569\u0083\u0539\u0536ltig wegen einer \u0569\u0083\u0539\u0536berf\u0569\u0083\u0539)lligen Einordnung im Bundestag zerr\u0569\u0083\u0539\u0536tten wird.<\/p>\n Die ambivalente Haltung der Bundesregierung zeigte sich auch in dem Verhalten f\u0569\u0083\u0539\u0536hrender Regierungsmitglieder. Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) lie\u0569\u0083\u056a\u0534en zwar wissen, dass sie die Resolution unterst\u0569\u0083\u0539\u0536tzen, blieben der Abstimmung aber unter Verweis auf Termine fern. Auch Au\u0569\u0083\u056a\u0534enminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), ein entschiedener Kritiker der V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord-Formulierung, lie\u0569\u0083\u056a\u0534 sich unter Verweis auf eine lange geplante S\u0569\u0083\u0539\u0536damerika-Reise entschuldigen.<\/p>\n Die Abstimmung war im Vorfeld von einigen Lobbybem\u0569\u0083\u0539\u0536hungen begleitet worden. Armeniens Pr\u0569\u0083\u0539)sident Sersch Sargsjan hatte an die Abgeordneten appelliert, sich nicht dem t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Druck zu beugen. “Es ist nicht fair, wenn man den V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern nicht V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord nennen darf, nur weil der Staatschef eines anderen Landes dann w\u0569\u0083\u0539\u0536tend wird”, hatte Sargsjan, der die Abstimmung von den Besucherpl\u0569\u0083\u0539)tzen verfolgte, der Bild<\/em> gesagt. Der Zentralrat der Armenier hatte die Resolution als “richtig und wichtig” bezeichnet.<\/p>\n“Merkels Schweigen dem\u0569\u0083\u0539\u0536tigt uns”<\/h2>\n
Die Kanzlerin hatte einen Termin<\/h2>\n
Wie reagiert die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei?<\/h2>\n