{"id":17700,"date":"2016-06-02T11:01:17","date_gmt":"2016-06-02T11:01:17","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=17700"},"modified":"2016-06-02T11:01:17","modified_gmt":"2016-06-02T11:01:17","slug":"bundestag-massaker-an-armeniern-war-volkermord","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=17700","title":{"rendered":"Bundestag: Massaker an Armeniern war V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord"},"content":{"rendered":"

Der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkische Pr\u0569\u0083\u0539)sident Erdogan hat mit einer erheblichen Verschlechterung der Beziehungen gedroht. Davon unbeirrt setzte der Bundestag heute ein Zeichen: In einer Resolution bezeichnete er das Massaker an den Armeniern als “V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord”. Verbunden war die Debatte mit deutlicher Kritik an Erdogan.<\/p>\n

Bundestagspr\u0569\u0083\u0539)sident Norbert Lammert verteidigte die parlamentarische Auseinandersetzung mit den historischen Massakern an den Armeniern und die Resolution. “Ein Parlament ist keine Historikerkommission und ganz gewiss kein Gericht”, sagte er am Donnerstag zum Auftakt der Debatte \u0569\u0083\u0539\u0536ber einen umstrittenen Antrag von Union, SPD und Gr\u0569\u0083\u0539\u0536nen. Der Bundestag k\u0569\u0083\u0539\u0533nne und wolle unbequemen Fragen aber nicht aus den Weg gehen – “zumal dann, wenn, wie bei dem V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten vor 100 Jahren im Osmanischen Reich das Deutsche Reich selbst Mitschuld auf sich geladen hat”.<\/p>\n

Morddrohungen gegen Bundestagsabgeordnete<\/p>\n

Lammert verurteilte zahlreiche Drohungen bis hin zu Morddrohungen gegen Abgeordnete besonders mit t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischem Familienhintergrund vor der Debatte. Kritik sei selbstverst\u0569\u0083\u0539)ndlich zu akzeptieren. Inakzeptabel seien aber Drohungen mit dem Ziel, die freie Meinungsbildung des Bundestages zu verhindern. “Wir werden sie nicht hinnehmen und uns ganz gewiss von ihnen nicht einsch\u0569\u0083\u0539\u0536chtern lassen.”Lammert appellierte an die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei, zur Aufarbeitung der Vergangenheit und Vers\u0569\u0083\u0539\u0533hnung mit Armenien<\/span> beizutragen. Die deutsche Geschichte lehre, dass ehrliche und selbstkritische Auseinandersetzung Voraussetzung f\u0569\u0083\u0539\u0536r Verst\u0569\u0083\u0539)ndigung sei. Er sagte weiter: “Die heutige Regierung in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ist nicht verantwortlich f\u0569\u0083\u0539\u0536r das, was vor 100 Jahren geschah, aber sie ist mitverantwortlich f\u0569\u0083\u0539\u0536r das, was daraus in Zukunft wird.” Vertreter der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Regierung wie auch Armeniens verfolgten die Debatte auf der Besuchertrib\u0569\u0083\u0539\u0536ne des Parlaments.<\/p>\n

“Krieg relativiert nichts”<\/p>\n

Der au\u0569\u0083\u056a\u0534enpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rolf M\u0569\u0083\u0539\u0536tzenich, nannte die Resolution einen Appell zur Aufarbeitung und Selbstverantwortung. Er betonte, eine solche Aufarbeitung k\u0569\u0083\u0539\u0533nne zur Entspannung im Kaukasus beitragen. Dies sei auch Aufgabe der Deutschen, zum einen wegen der deutschen Mitschuld an dem Massaker vor 100 Jahren, zum anderen weil Deutschland derzeit den OSZE-Vorsitz habe.”Die Vertreibung wurde in der Absicht begangen, eine ethnische Gruppe zu vernichten”, sagte M\u0569\u0083\u0539\u0536tzenich. Dabei spiele es keine Rolle, ob dies im Krieg oder im Frieden geschah. “Krieg relativiert nichts, wenn Menschenrechtsverletzungen begangen werden.”An die Adresse Erdogans gerichtet, sagte er: “Die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei hat Juden vor dem Holocaust gerettet. Heute w\u0569\u0083\u0539\u0536nschen wir uns eine T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei, die in vergleicharer Gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534e ihrer Geschichte gerecht wird.” Es gehe um den V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern, nicht um die Beurteilung Erdogans. Doch man d\u0569\u0083\u0539\u0536rfe Au\u0569\u0083\u056a\u0534enpolitik nicht mit dem Schaum vor dem Mund machen. Man d\u0569\u0083\u0539\u0536rfe nicht die Allmachtsfantasien von Alleinherrschern f\u0569\u0083\u0539\u0533rdern.M\u0569\u0083\u0539\u0536tzenich kritisierte, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei ihrem T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei-Besuch nicht mit Vertretern der von Verhaftungswellen bedrohten Opposition zusammentraf, so wie\u0569\u0082\u0539\u00a0 sein Parteifreund Frank-Walter Steinmeier dies als Au\u0569\u0083\u056a\u0534enminister getan habe, um ein klares Zeichen in Richtung Erdogan zu setzen.<\/p>\n

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Stichwort V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord<\/h5>\n
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Die Vollversammlung der Vereinten Nationen machte als Folge des Massenmords an den Juden im Zweiten Weltkrieg den Genozid zum Straftatbestand des V\u0569\u0083\u0539\u0533lkerrechts. Die entsprechende Konvention trat 1951 in Kraft. Demnach handelt es sich bei einem V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Darunter versteht man Handlungen, die “in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religi\u0569\u0083\u0539\u0533se Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerst\u0569\u0083\u0539\u0533ren”. Dabei geht es nicht nur um systematisches T\u0569\u0083\u0539\u0533ten, sondern auch um die vors\u0569\u0083\u0539)tzliche Verschlechterung von Lebensbedingungen sowie um Zwangsabtreibungen oder -adoptionen.<\/p>\n

Wie eng der Begriff allerdings zu definieren ist, dar\u0569\u0083\u0539\u0536ber streiten Juristen seit Jahren. Debattiert wird etwa, ob die Morde der kommunistischen Roten Khmer in Kambodscha an der eigenen Bev\u0569\u0083\u0539\u0533lkerung unter den Begriff des Genozids fallen, weil es sich bei den Opfern nicht um eine Volksgruppe, sondern um politische Gegner handelte. Gestritten wird aber auch, ob Australien des V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermords schuldig ist, weil es Aborigine-M\u0569\u0083\u0539\u0536ttern ihre mit wei\u0569\u0083\u056a\u0534en V\u0569\u0083\u0539)tern gezeugten Kinder wegnahm und sie in staatlicher Obhut erzog. Als Genozid gilt heute auch der von radikalen Hutu-Milizen an Hunderttausenden Tutsis begangene V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord in Ruanda (April 1994) sowie in Europa das von Serben an bosnischen Muslimen ver\u0569\u0083\u0539\u0536bte Massaker in Srebrenica (Juli 1995). (dpa\/afp)<\/em><\/p>\n<\/div>\n<\/details>\n

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Gysi: Auch Deuschland hat noch Geschichte aufzuarbeiten<\/p>\n

Nach mehr als einem Dutzend anderer L\u0569\u0083\u0539)nder gedenke nun auch der Bundestag der Opfer der Deportation im Osmanischen Reich vor 100 Jahren, erkl\u0569\u0083\u0539)rte der Abgeordnete Gregor Gysi f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Linkspartei. “Endlich m\u0569\u0083\u0539\u0536ssen wir es als das benennen, was es war: ein V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an 1,5 Millionen Armenieren sowie Aram\u0569\u0083\u0539)ern und Angeh\u0569\u0083\u0539\u0533rigen weiterer christlicher Minderheiten”. Und das Deutsche Reich als Verb\u0569\u0083\u0539\u0536ndeter des Osmanischen Reichs leistete Beihilfe zum V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord.”<\/p><\/div>\n

Allerdings m\u0569\u0083\u0539\u0536sse Deutschland sich auch zu den Ermordnungen in Deutsch S\u0569\u0083\u0539\u0536dwestafrika bekennen, sagte Gysi weiter. “Das steht noch aus.” Es habe bis 1968 gedauert, bis sich die j\u0569\u0083\u0539\u0536ngere Generation gegen das Schweigen \u0569\u0083\u0539\u0536ber die Verbrechen des Nationalsozialismus auflehnte. Erst Bundespr\u0569\u0083\u0539)sident Richard von Weizs\u0569\u0083\u0539)cker habe das Ende des Krieges als Tag der Befreeiung eingeordnet. Dies sei heute der gemeinsame Standpunkt von der Union bis zur Linken, erkl\u0569\u0083\u0539)rte Gysi.Auch er ging mit Erdogan hart ins Gericht: Das Massaker an den Armeniern sei nicht vergleichbar mit dem Holocaust. Deshalb sei es unverst\u0569\u0083\u0539)ndlich, dass die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei nicht in der Lage sei, die Dinge beim Namen zu nennen. Stattdessen w\u0569\u0083\u0539\u0536rden in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei Oppositionszeitungen verboten und Kurden verfolgt.<\/p>\n

\u0569\u0083\u0549\u0080\u0093zdemir: Nicht Komplize der Leugner werden<\/p>\n

Unionsfraktionsvize Franz Josef Jung (CDU) betonte: “Uns geht es nicht darum, die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei an den Pranger zu stellen.” Nur wer sich zur Vergangenheit bekenne, k\u0569\u0083\u0539\u0533nne Zukunft gestalten. Gerade angesichts der vielen T\u0569\u0083\u0539\u0536rken in Deutschland sei es besonders wichtig, Auss\u0569\u0083\u0539\u0533hnung zu erreichen.Gr\u0569\u0083\u0539\u0536nen-Chef Cem \u0569\u0083\u0549\u0080\u0093zdemir sagte: “Dass wir in der Vergangenheit Komplizen dieses furchtbaren Verbrechens geworden sind, darf nicht hei\u0569\u0083\u056a\u0534en, dass wir heute zu Komplizen der Leugner werden.”<\/a><\/p>\n

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Das Schicksal der Armenier<\/h3>\n<\/div>\n

Der Streit<\/h4>\n
\"ArmenischeZwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich zwischen 300.000 und 1,5 Millionen christliche Armenier, Pontos-Griechen, Assyrer und Aram\u0569\u0083\u0539)er ermordet. W\u0569\u0083\u0539)hrend Historiker vom “ersten V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord des 20. Jahrhunderts” sprechen und der Regierung des damaligen Osmanischen Reichs die Verantwortung zuweisen, r\u0569\u0083\u0539)umt die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei bislang lediglich ein, dass es Massenvertreibungen und gewaltt\u0569\u0083\u0539)tige Auseinandersetzungen gegeben habe. In deren Folge seien Hunderttausende gestorben.<\/p>\n

heute.de<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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