{"id":15673,"date":"2014-09-28T10:42:39","date_gmt":"2014-09-28T10:42:39","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=15673"},"modified":"2014-09-28T10:42:39","modified_gmt":"2014-09-28T10:42:39","slug":"fatih-akin-das-filmfest-ist-mein-komplize","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=15673","title":{"rendered":"Fatih Akin: “Das Filmfest ist mein Komplize”"},"content":{"rendered":"
Fatih Akin stellt seinen Film “The Cut” \u0569\u0083\u0539\u0536ber den V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern vor und wird mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio h\u0569\u0083\u0539)lt Kultursenatorin Barbara Kisseler.<\/p>\n
Hamburg. Auf eins kann man sich bisher verlassen: Die Spielfilme von Fatih Akin erleben ihre Deutschlandpremiere beim Filmfest Hamburg. So ist es auch mit seinem neuen Werk “The Cut”. Aber das Festival hat eine echte Neuigkeit zu bieten. Der Douglas-Sirk-Preis bleibt in diesem Jahr und zum ersten Mal \u0569\u0083\u0539\u0536berhaupt in der Stadt. Akin erh\u0569\u0083\u0539)lt ihn heute im Cinemaxx. Die Laudatio h\u0569\u0083\u0539)lt Kultursenatorin Barbara Kisseler.<\/p>\n
Er habe sich gefreut, als er vom Preis erfahren habe, so Akin. “Aber er ist mir auch ein bisschen unangenehm, weil ich von Sirk nur zwei Filme kenne.” Vergeblich habe er versucht, sich DVDs des geb\u0569\u0083\u0539\u0536rtigen Eimsb\u0569\u0083\u0539\u0536ttelers zu besorgen, der emigrierte und in Hollywood zum gro\u0569\u0083\u056a\u0534en Melodramatiker heranreifte. “Vielleicht sollte eine Sirk-Stiftung daran arbeiten, die Filme zu restaurieren und zug\u0569\u0083\u0539)nglich zu machen”, schl\u0569\u0083\u0539)gt er vor. Es gab zwar in der Schweiz, wo Sirk 1987 gestorben ist, so eine Stiftung, aber die ist mittlerweile erloschen. Vielleicht w\u0569\u0083\u0539)re das ja auch ein interessantes Projekt f\u0569\u0083\u0539\u0536r Hamburg, wo er 1897 als Hans Detlef Sierck geboren wurde.<\/p>\n Seit 1996 wird der Sirk-Preis verliehen. Die Reihe der Preistr\u0569\u0083\u0539)ger ist ausgesprochen illuster. Auf Clint Eastwood folgt unter anderem Jim Jarmusch, Stephen Frears, Jodie Foster und Aki Kaurism\u0569\u0083\u0539)ki. Im vergangenen Jahr erhielt Tilda Swinton die Auszeichnung. “Ich wei\u0569\u0083\u056a\u0534 gar nicht, ob ich in diese Reihe passe”, sagt Akin. “Ich nehme die Auszeichnung an und versuche ein w\u0569\u0083\u0539\u0536rdevoller Preistr\u0569\u0083\u0539)ger zu sein. Ich wei\u0569\u0083\u056a\u0534 zwar nicht, wie das geht, aber ich versuche es trotzdem.”<\/p>\n Foto: AP”Ich habe vorher gesagt: Die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ist reif f\u0569\u0083\u0539\u0536r dieses Thema. Das scheint kein Irrtum gewesen zu sein.” Fatih Akin<\/p>\n Akins Verh\u0569\u0083\u0539)ltnis zu Sirk und seinen Filmen ist also ausbauf\u0569\u0083\u0539)hig, der zum Filmfest ist schon ausgesprochen gut. “Ich bin mit dem Festival sehr freundschaftlich verbunden, es ist so etwas wie ein Komplize von mir. Ich komme mir manchmal schon vor wie ein Teil der Crew. In den vergangenen Jahren habe ich bei der G\u0569\u0083\u0539)stebetreuung mitgemacht, habe Emmanuelle Seigner \u0569\u0083\u0539\u0536ber den Kiez gef\u0569\u0083\u0539\u0536hrt, Sirk-Preistr\u0569\u0083\u0539)ger Atom Egoyan und Arsin\u0569\u0083\u0539.e Khanjian die Stadt gezeigt. Das mache ich gern.”<\/p>\n Sein neuer Film “The Cut” erz\u0569\u0083\u0539)hlt vom Schmied Nazaret (Tahar Rahim, der franz\u0569\u0083\u0539\u0533sische Schauspieler kommt zur Premiere ebenfalls nach Hamburg), der im Jahr 1915 in Mardin in Mesopotamien lebt. Der Erste Weltkrieg macht in dieser Zeit aus Minderheiten im Osmanischen Reich Feinde. T\u0569\u0083\u0539\u0536rkische Gendarmen trennen ihn von seiner Familie und zwingen ihn unter sklaven\u0569\u0083\u0539)hnlichen Bedingungen zum Stra\u0569\u0083\u056a\u0534enbau. Zusammen mit seinen Mitgefangenen soll Nazaret von seinen Bewachern get\u0569\u0083\u0539\u0533tet werden. Er \u0569\u0083\u0539\u0536berlebt mit einer schweren Halsverletzung, ist aber fortan stumm. Er erf\u0569\u0083\u0539)hrt, dass seine Familie aus Mardin geflohen ist, seine Zwillingst\u0569\u0083\u0539\u0533chter sollen aber \u0569\u0083\u0539\u0536berlebt haben. Er macht sich auf die Suche nach ihnen. Es wird eine Odyssee, die ihn zu Fl\u0569\u0083\u0539\u0536chtlingslagern, Waisenh\u0569\u0083\u0539)usern und Bordellen, nach Kuba und schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich in die USA f\u0569\u0083\u0539\u0536hrt.<\/p>\n “The Cut” ist Akins aufwendigster und mit einem Budget von 16 Millionen Euro sein bisher teuerster Film, zudem der Abschluss der “Liebe, Tod und Teufel”-Trilogie. Er sei auch sein k\u0569\u0083\u0539\u0533rperlich anstrengendster gewesen, sagte er in einem Interview. Gedreht wurde in der W\u0569\u0083\u0539\u0536ste und im Schneegest\u0569\u0083\u0539\u0533ber, auf Kuba, Malta und auf der “Rickmer Rickmers”. Von gleich mehreren Kollegen hatte Akin sich Rat geholt: Costa-Gavras und Roman Pola\u0569\u0085\u0549\u0080\u009eski. Das Drehbuch \u0569\u0083\u0539\u0536berarbeitete er mit dem Hollywood-Veteranen Mardik Martin, der schon an Martin Scorseses “Wie ein wilder Stier” mitarbeitete. Scorsese gab dem fertigen Film mit auf den Weg, er sei “von gro\u0569\u0083\u056a\u0534er Intensit\u0569\u0083\u0539)t, Sch\u0569\u0083\u0539\u0533nheit und beeindruckender Erhabenheit”.<\/p>\n “The Cut” basiert auf dem V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern, erz\u0569\u0083\u0539)hlt vor diesem Hintergrund aber ein Familiendrama. Akin hatte sich lange und intensiv mit dem Thema besch\u0569\u0083\u0539)ftigt und zahlreiche Historiker konsultiert. Trotzdem gab es im Vorfeld Kritik. In der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei war dieser Genozid bis vor Kurzem noch ein Tabu-Thema. Prompt meldeten sich t\u0569\u0083\u0539\u0536rkische Ultranationalisten und bedrohten den Regisseur \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c nat\u0569\u0083\u0539\u0536rlich ohne den Film \u0569\u0083\u0539\u0536berhaupt gesehen zu haben.<\/p>\n Beim Filmfestival von Venedig wurde Akin deshalb von einem Personensch\u0569\u0083\u0539\u0536tzer begleitet. Aber auf dem Lido war die Stimmung freundlich. Er schrieb in der Lobby des Festival-Hotels Excelsior Autogramme, w\u0569\u0083\u0539)hrend ein paar Meter davon entfernt Charlotte Gainsbourg TV-Interviews gab.<\/p>\n Nach der Premiere dort, bei der auch zahlreiche Armenier und T\u0569\u0083\u0539\u0536rken im Publikum sa\u0569\u0083\u056a\u0534en, waren die Reaktionen gemischt. Es gab einige kritische Rezensionen, aber auch Zustimmung vom t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Feuilleton und begeisterte Reaktionen der Armenier.<\/p>\n “Ich dachte, die Armenier und T\u0569\u0083\u0539\u0536rken geben mir eins auf die M\u0569\u0083\u0539\u0536tze und der Westen jubelt. Es ist genau andersherum gekommen”, wundert sich der Regisseur. Zu den Bedrohungen sagte er: “Man hat ein gewisses Urvertrauen. Diese Thematik schrie danach, aufgearbeitet werden zu wollen. Ich habe vorher gesagt: Die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ist reif f\u0569\u0083\u0539\u0536r dieses Thema. Das scheint kein Irrtum gewesen zu sein. Ich finde das sehr angenehm. Wenn der Film in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei herauskommt, wird man dem wohl mit Augenma\u0569\u0083\u056a\u0534 begegnen k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen.”<\/p>\n Den Sirk-Preis bekommt Akin an diesem Sonnabend aber nicht nur f\u0569\u0083\u0539\u0536r “The Cut”, sondern f\u0569\u0083\u0539\u0536r sein Gesamtwerk, das ihm auf vielen internationalen Festivals Preise eingebracht hat. Es ist mittlerweile recht vielf\u0569\u0083\u0539)ltig, es reicht von der Kom\u0569\u0083\u0539\u0533die \u0569\u0083\u0539\u0536ber das Drama bis hin zum Dokumentarfilm. Ist das jetzt mit 41 Jahren etwa schon die erste Auszeichnung f\u0569\u0083\u0539\u0536r das “Lebenswerk”? Der Filmemacher runzelt die Stirn. “Genau das irritiert mich bei der Sache. ‘The Cut’ ist erst mein siebter Film. Wenn ich 70 oder 80 werde, schaffe ich vielleicht 25 oder 30. Dann w\u0569\u0083\u0539)re ich jetzt ja noch im ersten Drittel. So sehe ich mich auch.”<\/p>\n Damit blieben ihm noch zwei Drittel f\u0569\u0083\u0539\u0536r Wunschprojekte wie einen Film mit Kirsten Dunst in der Hauptrolle. Die US-Schauspielerin hat deutsche Wurzeln \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c ihr Vater kommt aus Hamburg \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c und auch noch die deutsche Staatsb\u0569\u0083\u0539\u0536rgerschaft. Sie hat in Interviews wiederholt erkl\u0569\u0083\u0539)rt, dass sie gern mit Akin arbeiten w\u0569\u0083\u0539\u0536rde. “Wenn ich Sie treffen w\u0569\u0083\u0539\u0536rde und wir Zeit h\u0569\u0083\u0539)tten, uns ausf\u0569\u0083\u0539\u0536hrlich zu unterhalten, w\u0569\u0083\u0539\u0536rde ich gern etwas f\u0569\u0083\u0539\u0536r sie schreiben. So wie Lars von Trier das f\u0569\u0083\u0539\u0536r seine Hauptdarsteller macht, k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte ich mir das auch vorstellen. Das w\u0569\u0083\u0539)re dann zwar europ\u0569\u0083\u0539)isches Kino, aber zumindest mit einem Hollywood-Star.”<\/p>\n Vielleicht w\u0569\u0083\u0539)re die gro\u0569\u0083\u056a\u0534e US-Filmindustrie zurzeit f\u0569\u0083\u0539\u0536r Akin gar nicht der richtige Ort. Schon Douglas Sirk hat gesagt: “In meiner Zeit konnte ein Regisseur in Hollywood nicht tun, was er wollte.” Zeiten \u0569\u0083\u0539)ndern sich, aber Akins Filme sind meist dann am st\u0569\u0083\u0539)rksten, wenn er genau das umsetzen kann, was ihm vorschwebt. Und sei es gegen alle Widerst\u0569\u0083\u0539)nde.<\/p>\n Douglas-Sirk-Preis <\/strong>“The Cut” Sa 19.30, Cinemaxx<\/p>\n http:\/\/www.abendblatt.de\/kultur-live\/article132683283\/Fatih-Akin-Das-Filmfest-ist-mein-Komplize.html<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Filmfest Hamburg Fatih Akin: “Das Filmfest ist mein Komplize” Fatih Akin stellt seinen Film “The Cut” \u0569\u0083\u0539\u0536ber den V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord an den Armeniern vor und wird mit dem Douglas-Sirk-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio h\u0569\u0083\u0539)lt Kultursenatorin Barbara Kisseler. 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<\/a><\/p>\nVon mehreren Kollegen hatte Akin sich Rat geholt<\/h2>\n
“Ich dachte, die geben mir eins auf die M\u0569\u0083\u0539\u0536tze”<\/h2>\n
Vielleicht w\u0569\u0083\u0539)re die US-Filmindustrie nicht der richtige Ort<\/h2>\n