{"id":14007,"date":"2013-08-02T14:21:15","date_gmt":"2013-08-02T14:21:15","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=14007"},"modified":"2013-08-02T14:21:15","modified_gmt":"2013-08-02T14:21:15","slug":"revisionsprozess-gegen-schriftsteller-dogan-akhanli","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=14007","title":{"rendered":"Revisionsprozess gegen Schriftsteller Dogan Akhanli"},"content":{"rendered":"
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In Istanbul wurde erneut ein Verfahren gegen den in K\u0569\u0083\u0539\u0533ln lebenden t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmigen Schriftsteller Dogan Akhanli er\u0569\u0083\u0539\u0533ffnet. Eine Delegation aus Deutschland war zu seiner Unterst\u0569\u0083\u0539\u0536tzung in die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei gereist.<\/p>\n

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Sichtbar entt\u0569\u0083\u0539)uscht verlie\u0569\u0083\u056a\u0534 die 20-k\u0569\u0083\u0539\u0533pfige Delegation aus Deutschland den Gerichtssaal: Zu gerne h\u0569\u0083\u0539)tte sie Dogan Akhanli als freien Mann gesehen. Mitglieder deutscher Parteien, Menschenrechts- und K\u0569\u0083\u0539\u0536nstlerorganisationen – darunter auch der Journalist und Autor G\u0569\u0083\u0539\u0536nter Wallraff – sind nach Istanbul gereist, um den Revisionsprozess gegen den in K\u0569\u0083\u0539\u0533ln lebenden t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmigen Menschenrechtler und Schriftsteller Dogan Akhanli (am 31. Juli 2013) zu verfolgen. Dogan Akhanli selbst nahm aus Angst vor einer Verhaftung nicht an der Verhandlung teil.<\/p>\n

\"Gruppenfoto <\/a>Solidarisch mit Akhanli: Die deutsche Delegation in Istanbul<\/div>\n

Schon 2011 wurde Akhanli aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf eines bewaffneten Raub\u0569\u0083\u0539\u0536berfalls mit Totschlag in einer Wechselstube in Istanbul aus dem Jahre 1989 freigesprochen. Das Kassationsgericht in Ankara hatte den Freispruch im Februar 2013 allerdings aufgehoben und zur Neuverhandlung an das Strafgericht in Istanbul \u0569\u0083\u0539\u0536berwiesen. Der erste Verhandlungstag ergab diesmal jedoch keinen erneuten Freispruch f\u0569\u0083\u0539\u0536r Akhanli, sondern einen internationalen Haftbefehl und eine Vertagung auf den 04. Oktober.<\/p>\n

“Katastrophale Aktenlage\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093<\/b><\/p>\n

Als junger politischer Aktivist war Akhanli bereits 1985 zum ersten Mal festgenommen worden. Er war als Mitglied der illegalen “Revolution\u0569\u0083\u0539)ren Kommunistischen Partei der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei” (TDKP) im Untergrund aktiv. Nach mehr als zwei Jahren im Milit\u0569\u0083\u0539)rgef\u0569\u0083\u0539)ngnis kam er frei. 1991 floh er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er als politischer Fl\u0569\u0083\u0539\u0536chtling aufgenommen wurde. In K\u0569\u0083\u0539\u0533ln arbeitete er als Schriftsteller. In seinen B\u0569\u0083\u0539\u0536chern hat er das Massaker an christlichen Armeniern im Osmanischen Reich als V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord bezeichnet – was in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei als Tabubruch gilt.<\/p>\n

\"Portr\u0569\u0083\u0539)t <\/a>Akhanlis Verteidigerin Sennur Baybuga<\/div>\n

2010 wurde Dogan Akhanli am Istanbuler Flughafen festgenommen, als er seinen schwerkranken Vater in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei besuchen wollte. Erst nach vier Monaten Untersuchungshaft wurde er freigelassen. Bei dem Haftbefehl ging es – damals wie heute – um einen Raub\u0569\u0083\u0539\u0536berfall aus dem Jahr 1989, bei dem ein Mann ums Leben gekommen war. Der Fall wurde urspr\u0569\u0083\u0539\u0536nglich schon nach drei Wochen zu den Akten gelegt. Erst drei Jahre sp\u0569\u0083\u0539)ter, 1992, wurde er wieder aufgenommen. “Die S\u0569\u0083\u0539\u0533hne des Ermordeten, die den Raub\u0569\u0083\u0539\u0536berfall \u0569\u0083\u0539\u0536berlebt haben, haben mich nicht als T\u0569\u0083\u0539)ter identifiziert”, so Akhanli im DW-Gespr\u0569\u0083\u0539)ch. “Doch jetzt begr\u0569\u0083\u0539\u0536ndet das Kassationsgericht, dass es so lange her ist und man die Zeugenaussagen nicht mehr ber\u0569\u0083\u0539\u0536cksichtigen k\u0569\u0083\u0539\u0533nne.” Er verstehe die juristische Begr\u0569\u0083\u0539\u0536ndung nicht, so der Schriftsteller.<\/p>\n

Die Aktenlage sei katastrophal, betont auch Berivan Aymaz, Gr\u0569\u0083\u0539\u0536nen-Politikerin und Mitglied der deutschen Delegation, die im Namen der Kampagne “Gerechtigkeit f\u0569\u0083\u0539\u0536r Dogan Akhanli” nach Istanbul zum Revisionsprozess gereist ist. “Sie ist l\u0569\u0083\u0539\u0536ckenhaft, fehlerhaft und voll mit absurden Vorw\u0569\u0083\u0539\u0536rfen. Dass aufgrund dieser Aktenlage trotzdem kein Freispruch folgt, ist eigentlich sehr besorgniserregend,” so Aymaz im DW-Gespr\u0569\u0083\u0539)ch.<\/p>\n

Wallraff: “Politische Gesinnungsjustiz” <\/b><\/p>\n

Noch vor Verhandlungsbeginn kam es zu einem Zwischenfall im Kreise der Delegation: Klaus M\u0569\u0083\u0539\u0536ller von der Partei “Die Linke” wurde zu Beginn der Woche f\u0569\u0083\u0539\u0536r einige Stunden von der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Polizei festgenommen. Er hatte lautstark dagegen protestiert, dass die im Gezi-Park aufgestellte Gedenkst\u0569\u0083\u0539)tte f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Todesopfer der Protestbewegung entfernt wurde. Und auch w\u0569\u0083\u0539)hrend der Verhandlung kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung mit dem Aufsichtspersonal: Dem deutschen Journalisten G\u0569\u0083\u0539\u0536nter Wallraff wurde das Fl\u0569\u0083\u0539\u0536stern untersagt und mit einem Verweis aus dem Gerichtssaal gedroht.<\/p>\n

\"Der <\/a>G\u0569\u0083\u0539\u0536nter Wallraff fordert: “Gerechtigkeit f\u0569\u0083\u0539\u0536r Akhanli!”<\/div>\n

Wallraff ist emp\u0569\u0083\u0539\u0533rt \u0569\u0083\u0539\u0536ber den Revisionsprozess gegen Akhanli. Er vergleicht diesen Fall mit dem der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmigen Schriftstellerin und Soziologin Pinar Selek: Deren Freispr\u0569\u0083\u0539\u0536che wurden viermal von einem t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Gericht wieder aufgehoben, 2013 wurde sie schlie\u0569\u0083\u056a\u0534lich zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch ihren Fall hat Wallraff \u0569\u0083\u0539\u0536ber Jahre hinweg verfolgt: “Es ist die gleiche Show, die hier abl\u0569\u0083\u0539)uft”, so Wallraff im DW-Gespr\u0569\u0083\u0539)ch. Bei Akhanli gebe es einen Zusammenhang zwischen dem harten Vorgehen der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Justiz gegen ihn und seinem Engagement f\u0569\u0083\u0539\u0536r “die Armenier-Frage, die er in Romanen und Theaterst\u0569\u0083\u0539\u0536cken behandelt. Bei Pinar Selek sei es damals um Themen wie Frauenrechte, Minderheitenrechte und die Armee gegangen, so Wallraff.<\/p>\n

Auch Akhanli selbst zieht Parallelen zu dem Fall Pinar Selek, wei\u0569\u0083\u056a\u0534 aber nicht was ihn im Oktober erwartet: “Am 04. Oktober k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte ich nat\u0569\u0083\u0539\u0536rlich wieder einen Freispruch bekommen. Ich glaube, das ist ein komisches Spiel der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Politik. Das war schon \u0569\u0083\u0539\u0533fter so.”<\/p>\n

Inzwischen habe das Gericht einen internationalen Haftbefehl gegen Akhanli verh\u0569\u0083\u0539)ngt, “aber er muss nicht ausgeliefert werden”, erkl\u0569\u0083\u0539)rt seine Verteidigerin Sennur Baybuga die Rechtslage des deutschen Staatsb\u0569\u0083\u0539\u0536rgers Akhanli. Man m\u0569\u0083\u0539\u0536sse auf jeden Fall verhindern, dass er in die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei reise. Denn wenn er dort einreise, sei er verloren, warnt die Anw\u0569\u0083\u0539)ltin.<\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n

\u0569\u0082\u0539\u00a0<\/div>\n

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DW.DE<\/h4>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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