{"id":13719,"date":"2013-06-13T15:07:18","date_gmt":"2013-06-13T15:07:18","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=13719"},"modified":"2013-07-18T03:18:06","modified_gmt":"2013-07-18T03:18:06","slug":"dogan-akhanli-turkei-ist-gespaltenes-land-angst-vor-islamisierung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=13719","title":{"rendered":"Dogan Akhanli: T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ist gespaltenes Land “Angst vor Islamisierung”"},"content":{"rendered":"
\u0569\u0082\u0539\u00a0<\/strong><\/strong><\/p>\n Seit mehr als 20 Jahren lebt der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmige Schriftsteller Dogan Akhanli in Deutschland. Die aktuellen Proteste in seinem Geburtsland kommen f\u0569\u0083\u0539\u0536r ihn wenig \u0569\u0083\u0539\u0536berraschend. Im domradio.de-Interview spricht er \u0569\u0083\u0539\u0536ber die Ursachen.<\/p>\n <\/p>\n domradio.de: <\/strong>Menschen-Massen auf dem Taksim-Platz, sie alle protestieren gegen Erdogans Politik. Wie sch\u0569\u0083\u0539)tzen Sie die aktuelle Situation in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ein?<\/p>\n Akhanli: <\/strong>In diesen Demonstrationen erleben wir etwas Neues in der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Geschichte: Die Individualit\u0569\u0083\u0539)t und Kreativit\u0569\u0083\u0539)t der Massenbewegung ist eine ganz neue Erfahrung f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Gesellschaft. Und diese Individualit\u0569\u0083\u0539)t erstaunt alle, auch in Deutschland. Nat\u0569\u0083\u0539\u0536rlich sind die B\u0569\u0083\u0539)ume nicht der Hauptgrund, es geht um ganz andere Probleme. Diese Regierung hat es zwar gewagt, sich mit den Kurden an einen Tisch zu setzen. Auf der anderen Seite vergisst sie, dass diese Gesellschaft seit 90 Jahren ein westlich orientiertes, modernes und s\u0569\u0083\u0539)kulares Land ist.<\/p>\n Wenn so viele junge und gebildete Frauen eine so wichtige Rolle spielen wie jetzt bei den Protesten, hat das auch mit ihrer eigenen Angst zu tun. Angst davor, dass sich das Land in Richtung Islamisierung bewegt und sie sich nicht mehr so frei bewegen k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen wie fr\u0569\u0083\u0539\u0536her. Auf der einen Seite genie\u0569\u0083\u056a\u0534t die Regierung eine unglaubliche Unterst\u0569\u0083\u0539\u0536tzung der Bev\u0569\u0083\u0539\u0533lkerung, auf der anderen schl\u0569\u0083\u0539)gt ihr nun unglaublicher Hass entgegen. Weil sie ignoriert, dass auch diese H\u0569\u0083\u0539)lfte der Bev\u0569\u0083\u0539\u0533lkerung ein Recht auf eigene Meinung und Lebensart hat.<\/p>\n domradio.de: <\/strong>Aus wirtschaftlicher Perspektive hat Erdogan sein Land vorangebracht: Das Pro-Kopf-Einkommen hat sich verdreifacht, die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei geh\u0569\u0083\u0539\u0533rt heute zu den\u0569\u0082\u0539\u00a0 20 gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534ten Wirtschaftsnationen der Welt. Au\u0569\u0083\u056a\u0534erdem hat Erdogan der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei eine Stabilit\u0569\u0083\u0539)t gebracht, wie seit Jahrzehnten nicht mehr…<\/p>\n Akhanli: <\/strong>Ein t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischer Analytiker hat \u0569\u0083\u0539\u0536ber Erdogan einen Artikel geschrieben, in dem er fragt: Ein Mann, der politisch bislang so erfolgreich war, muss um die Macht der Massenbewegung wissen – warum reagiert er dennoch so dumm? Vielleicht kann er nicht ertragen, dass ihn so viele Menschen nicht m\u0569\u0083\u0539\u0533gen.<\/p>\n domradio.de: <\/strong>Im n\u0569\u0083\u0539)chsten Jahr will der Premierminister dann sogar ins h\u0569\u0083\u0539\u0533chste Staatsamt aufsteigen. Erdogan als Pr\u0569\u0083\u0539)sident – diese Aussicht bereitet\u0569\u0082\u0539\u00a0 vielen T\u0569\u0083\u0539\u0536rken Unbehagen. Warum?<\/p>\n Akhanli: <\/strong>Er ist machtgierig, das war er schon immer. Dabei sollte der Staatspr\u0569\u0083\u0539)sident eine andere Haltung an den Tag legen. Eine moderatere, nicht die eines Parteivorsitzenden. Erdogans Hauptproblem ist seine Unberechenbarkeit, und deshalb gehen die Menschen jetzt auf die Stra\u0569\u0083\u056a\u0534e.<\/p>\n domradio.de: <\/strong>Was w\u0569\u0083\u0539\u0536rden Sie sagen: Steht f\u0569\u0083\u0539\u0536r Erdogan in erster Linie f\u0569\u0083\u0539\u0536r wirtschaftliches Vorankommen – oder vielleicht doch eine schleichende Islamisierung?<\/p>\n Akhanli: <\/strong>Das wei\u0569\u0083\u056a\u0534 ich auch nicht. Sollte er die Phantasie einer Islamisierung im Kopf haben, k\u0569\u0083\u0539\u0533nnte er den R\u0569\u0083\u0539\u0536ckhalt seiner Partei verlieren. Und die aktuelle Regierung stellt die einzige M\u0569\u0083\u0539\u0533glichkeit gegen eine Radikalisierung des Landes dar.<\/p>\n domradio.de: <\/strong>Sie haben die Ungerechtigkeit und den absoluten\u0569\u0082\u0539\u00a0 Machtwillen der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischen Regierung selber zu sp\u0569\u0083\u0539\u0536ren bekommen. Wovor hat die Regierung Ihrer Meinung nach solche Angst, dass sie ihren B\u0569\u0083\u0539\u0536rgern keine Meinungsfreiheit gew\u0569\u0083\u0539)hrt?<\/p>\n Akhanli: <\/strong>An meinem Fall sieht man, dass sich die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei in Richtung Demokratie entwickelt. Das Land hat aber weiterhin riesige Probleme innerhalb seinen Strukturen, konkret in seinem Polizei- und Justizapparat. Hier sind Reformen notwendig. Aber es gibt zu viele m\u0569\u0083\u0539)chtige Gruppen, die nicht bereit sind, weitere Demokratisierungsbem\u0569\u0083\u0539\u0536hungen zuzulassen. Die Willk\u0569\u0083\u0539\u0536r, die ich pers\u0569\u0083\u0539\u0533nlich erlebt habe, ist nicht die Ausnahme, weil ich Deutscher und Regierungskritiker bin. Unglaublich viele Menschen werden Opfer willk\u0569\u0083\u0539\u0536rlicher Behandlung. In der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei ist es m\u0569\u0083\u0539\u0533glich zu diskutieren – aber die Folgen dieser Diskussionen sind nicht absehbar.<\/p>\n Das Gespr\u0569\u0083\u0539)ch f\u0569\u0083\u0539\u0536hrte Hilde Regeniter.<\/p>\n<\/div>\n (dr<\/abbr>)<\/div>\n Der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmige Schriftsteller Dogan Akhanli war 2011 von einem Gericht in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei vom Vorwurf des Raubes und Totschlags freigesprochen worden. Ihm war vorgeworfen worden, er sei vor mehr als 20 Jahren an einem Raub\u0569\u0083\u0539\u0536berfall auf eine Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen. Deutsche Autoren und K\u0569\u0083\u0539\u0536nstler hatten damals gegen das Verfahren protestiert, das ihrer Ansicht nach politisch motiviert war.<\/p>\n Akhanli lebt seit seiner Flucht aus der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei im Jahr 1991 in Deutschland. Er hat die deutsche Staatsb\u0569\u0083\u0539\u0536rgerschaft. In seinen Werken hat er sich unter anderem mit der Verfolgung der Armenier in der T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei befasst. 2010 war er an einem Flughafen in Istanbul festgenommen worden, als er in die T\u0569\u0083\u0539\u0536rkei einreisen wollte, um seinen todkranken Vater zu besuchen. Er wurde verhaftet und blieb in Untersuchungshaft, bis der Richter am ersten Verhandlungstag entschied, dass Akhanli das Gef\u0569\u0083\u0539)ngnis verlassen d\u0569\u0083\u0539\u0536rfe. Wenige Tage sp\u0569\u0083\u0539)ter kehrte er nach Deutschland zur\u0569\u0083\u0539\u0536ck. Im April 2013 wurde bekannt, dass sein Freispruch aufgehoben wurde und wom\u0569\u0083\u0539\u0533glich im Sommer erneut Anklage erhoben wird.<\/p>\n domradio.de<\/p>\n <\/p>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" \u0569\u0082\u0539\u00a0 Seit mehr als 20 Jahren lebt der t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischst\u0569\u0083\u0539)mmige Schriftsteller Dogan Akhanli in Deutschland. Die aktuellen Proteste in seinem Geburtsland kommen f\u0569\u0083\u0539\u0536r ihn wenig \u0569\u0083\u0539\u0536berraschend. 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