{"id":11102,"date":"2012-07-10T08:04:30","date_gmt":"2012-07-10T08:04:30","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=11102"},"modified":"2012-07-10T08:04:30","modified_gmt":"2012-07-10T08:04:30","slug":"jorg-berlin-bilder-vom-volkermord-rezension-eines-buches-uber-armin-t-wegner","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=11102","title":{"rendered":"J\u0569\u0083\u0549\u0080\u0093RG BERLIN: Bilder vom V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord – Rezension eines Buches \u0569\u0083\u0539\u0536ber Armin T. Wegner"},"content":{"rendered":"
Armin T. Wegner ist einer der bekanntesten Chronisten des V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermordes an den Armeniern. Er wurde Augenzeuge des Genozids, da er sich als Angeh\u0569\u0083\u0539\u0533riger des deutschen Sanit\u0569\u0083\u0539)tsdienstes zur Zeit des ersten Weltkrieges im Osmanischen Reich aufhielt. Seine Versuche, zumindest einzelne Personen zu retten, blieben ohne Erfolg. Das Gesehene und Erlebte ersch\u0569\u0083\u0539\u0536tterte ihn so sehr, dass er auch nach dem Ende des Krieges nicht von diesem Menschheitsverbrechen loskam. Er entfaltete zahlreiche Aktivit\u0569\u0083\u0539)ten und berichtete \u0569\u0083\u0539\u0536ber die in Deutschland weitgehend unbekannten Morde und Massaker. Strenge staatliche Zensurvorschriften hatten die Informierung der deutschen Bev\u0569\u0083\u0539\u0533lkerung verhindert.<\/p>\n
Wegner hatte trotz scharfer Verbote zahlreiche Fotographien gemacht, die an Armeniern ver\u0569\u0083\u0539\u0536bte Grausamkeiten verschiedenster Art dokumentierten. Diese erm\u0569\u0083\u0539\u0533glichten es ihm, einen Lichtbildervortrag zusammenzustellen, nachdem er wieder nach Deutschland zur\u0569\u0083\u0539\u0536ckgekehrt war. Seine Dias zeigte er kombiniert mit Vortr\u0569\u0083\u0539)gen wiederholt in Deutschland aber auch in \u0569\u0083\u0549\u0080\u0093sterreich. Wegner war damit nicht nur eine der wenigen Pers\u0569\u0083\u0539\u0533nlichkeiten, die sich nach 1918 in Deutschland des Schicksals der Armenier annahmen, er war auch der erste der bereits zwischen 1919 und 1924 einem gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534eren Publikum Bilder vom V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord zug\u0569\u0083\u0539)nglich machte. Die bei den Vortr\u0569\u0083\u0539)gen verwendeten Fotos hatte er zumeist selbst aufgenommen, andere waren ihm von Kameraden und Bekannten zur Verf\u0569\u0083\u0539\u0536gung gestellt worden.<\/p>\n
\u0569\u0082\u0539\u00a0Der Herausgeber des Buches, Andreas Meier, ein Professor f\u0569\u0083\u0539\u0536r Germanistik, vergleicht in wissenschaftlich tadelloser Weise die Texte verschiedener Vortr\u0569\u0083\u0539)ge Wegners. Dabei zeigt er, wie sich dessen Vorstellungen \u0569\u0083\u0539\u0536ber die Ereignisse und die Beteiligten sowie das von ihm bei der Beschreibung benutzte Vokabular \u0569\u0083\u0539)nderten. Dies ist verdienstvoll, es wird aber eher f\u0569\u0083\u0539\u0536r jene von Bedeutung sein, die sich speziell f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Person A. T. Wegner interessieren. Von allgemeinerem Interesse sind die im Buch wieder abgedruckten Bilder, die bei den Vortr\u0569\u0083\u0539)gen gezeigt wurden. Bereits wegen dieser Aufnahmen lohnt sich eine Besch\u0569\u0083\u0539)ftigung mit dem Werk. Sie zeigen zun\u0569\u0083\u0539)chst Bilder aus dem Alltag der Armenier, dann Ma\u0569\u0083\u056a\u0534nahmen gegen Einzelpersonen (Bastonade, Galgen), anschlie\u0569\u0083\u056a\u0534end Z\u0569\u0083\u0539\u0536ge mit Vertriebenen, die W\u0569\u0083\u0539\u0536stenlandschaft der Zielgebiete, Lager in der W\u0569\u0083\u0539\u0536ste, Tote, Kadaver, Bestattungen, \u0569\u0083\u056a\u0093berlebende (Kinder und Frauen). Da der V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord von offizieller t\u0569\u0083\u0539\u0536rkischer Seite und gut honorierten Wissenschaftlern immer noch bestritten wird, bleibt zu fragen, ob die Fotos ein Beweismittel besonderer Qualit\u0569\u0083\u0539)t gegen die Leugner sind. Entgegen dem spontanen Eindruck ist das nicht der Fall, jedenfalls gilt das f\u0569\u0083\u0539\u0536r blo\u0569\u0083\u056a\u0534e Abbildungen.<\/p>\n
Um das zu erkl\u0569\u0083\u0539)ren, hilft es vielleicht, an Kriminalfilme zu erinnern. Auch dort ist derjenige, der gesehen oder fotographiert wird, als er sich \u0569\u0083\u0539\u0536ber einen Toten beugt, nicht bereits als M\u0569\u0083\u0539\u0533rder \u0569\u0083\u0539\u0536berf\u0569\u0083\u0539\u0536hrt. Es kommt zum Bestimmen des Beweiswerts eines Bildes u. a. stets darauf an, wer der Fotograph war, was vor und nach der Aufnahme geschah usw. Genau solcher M\u0569\u0083\u0539\u0536hen unterzieht sich der Herausgeber des Buches. Er versucht z. B., soweit das \u0569\u0083\u0539\u0536berhaupt m\u0569\u0083\u0539\u0533glich ist, herauszufinden, welche der in den Diavortr\u0569\u0083\u0539)gen gezeigten Aufnahmen von A. T. Wegner selbst stammen und welche ihm zur Verf\u0569\u0083\u0539\u0536gung gestellt wurden. Welche Bedeutung dergleichen hat, musste \u0569\u0083\u0539\u0536brigens A. T. Wegner bereits bei seinem ersten Vortrag erfahren. Anwesende T\u0569\u0083\u0539\u0536rken protestierten, bestritten die mit den Bildern verbundenen Behauptungen, und beinahe w\u0569\u0083\u0539)re es zu einer Schl\u0569\u0083\u0539)gerei gekommen. Dem Vorwurf, Wegner sei ein \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0537umstrittener Zeitzeuge\u0569\u00a7\u0549\u0082-\u056a\u0093, geht in einem l\u0569\u0083\u0539)ngeren Nachwort Wolfgang Gust, der Doyen der deutschen Genozidforscher, nach. Er zeigt durch seine souver\u0569\u0083\u0539)ne Kenntnis der schriftlichen Quellen, dass die von Wegner aufgenommenen Fotos sowie die Inhalte seiner Vortr\u0569\u0083\u0539)ge genau mit dem \u0569\u0083\u0539\u0536bereinstimmen, was auch andere Zeitzeugen gesehen und schriftlich festgehalten hatten.<\/p>\n
Die erste Ausstellung von Wegner aufgenommener und zusammengetragener Bilder fand \u0569\u0083\u0539\u0536brigens vermutlich zuerst 1995 in Mailand statt. (Ein Katalog mit den Aufnahmen und Kommentaren auch in englischer Sprache erschien 1996: Armin T. Wegner and the Armenians in Anatolia, 1915. Images and testimonies, Mailand.) Zwischen dem Ereigniss und der Ausstellung lagen 80 Jahre. Demnach war bis dahin der Wert dieser Bilddokumente bis dahin kaum erkannt worden. F\u0569\u0083\u0539\u0536r die Weiterf\u0569\u0083\u0539\u0536hrung dieser Aufkl\u0569\u0083\u0539)rungsarbeit, f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Herausgabe des Buches geb\u0569\u0083\u0539\u0536hrt dem Herausgeber und dem Verlag Anerkennung.<\/p>\n
[Seitens der Forschung in Deutschland hatten Tessa Hofman und Gerayer Koutcharian bereits 1992 eine umfangreiche Bildersammlung zum V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermord zusammengestellt. Sie erschien aber in den USA (Armenian Review, 1992, Nr. 1-2, S. 177 f. u. S. 53 \u0569\u00a7\u0549\u0082-\u0549\u0080\u009c S. 184.). Gegenw\u0569\u0083\u0539)rtig ist zumindest ein Teil dieser Bilder im Internet unter http:\/\/www.aga-online.org\/<\/a> zu finden.]<\/p>\n J\u0569\u0083\u0539\u0533rg Berlin<\/strong><\/p>\n armenieninfo.net Armin T. Wegner ist einer der bekanntesten Chronisten des V\u0569\u0083\u0539\u0533lkermordes an den Armeniern. Er wurde Augenzeuge des Genozids, da er sich als Angeh\u0569\u0083\u0539\u0533riger des deutschen Sanit\u0569\u0083\u0539)tsdienstes zur Zeit des ersten Weltkrieges im Osmanischen Reich aufhielt. […]<\/a><\/p>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>","protected":false},"author":1,"featured_media":11103,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_kadence_starter_templates_imported_post":false,"footnotes":""},"categories":[8,10],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/11102"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcomments&post=11102"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/11102\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":11104,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/posts\/11102\/revisions\/11104"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=\/wp\/v2\/media\/11103"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fmedia&parent=11102"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Fcategories&post=11102"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.aaeurop.com\/index.php?rest_route=%2Fwp%2Fv2%2Ftags&post=11102"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
<\/a><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"