{"id":10037,"date":"2012-03-18T15:26:06","date_gmt":"2012-03-18T15:26:06","guid":{"rendered":"http:\/\/www.aaeurop.com\/?p=10037"},"modified":"2012-03-18T15:28:26","modified_gmt":"2012-03-18T15:28:26","slug":"polizei-lost-massenprotest-in-baku-auf","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.aaeurop.com\/?p=10037","title":{"rendered":"Polizei l\u0569\u0083\u0539\u0533st Massenprotest in Baku auf"},"content":{"rendered":"

Es war die erste genehmigte\u0569\u0082\u0539\u00a0Demonstration seit mehr als zehn Jahren: Gut zwei Monate vor dem Eurovision Song Contest haben in Aserbaidschans Hauptstadt Baku tausend Menschen f\u0569\u0083\u0539\u0536r Menschenrechte, mehr Demokratie und die Freilassung politischer Gefangenen demonstriert. Dann kam die Polizei.<\/strong><\/p>\n

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Hamburg – Der Eurovision Song Contest (ESC<\/a>) ist eigentlich eine reine Unterhaltungsshow. Doch je n\u0569\u0083\u0539)her das Finale, das in Aserbaidschan stattfindet, r\u0569\u0083\u0539\u0536ckt, desto mehr ger\u0569\u0083\u0539)t die Veranstaltung zum Politikum. Das Land erhofft sich schon jetzt internationale Aufmerksamkeit, um auf seine Situation aufmerksam zu machen. So versammelten sich am Samstag etwa tausend Menschen, die meisten von ihnen Jugendliche, auf einem Parkplatz unweit des Stadtzentrums von Baku, der Hauptstadt des Landes. In Sprechch\u0569\u0083\u0539\u0533ren skandierten sie: “Freiheit, Freiheit!” Immer wieder: “Freiheit! Freiheit!”<\/p>\n

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Es ist die erste gr\u0569\u0083\u0539\u0533\u0569\u0083\u056a\u0534ere Kundgebung seit \u0569\u0083\u0539\u0536ber einem Jahrzehnt. In der j\u0569\u0083\u0539\u0536ngeren Vergangenheit h\u0569\u0083\u0539)tten die staatlichen Beh\u0569\u0083\u0539\u0533rden solche Versammlungen stets verboten, erkl\u0569\u0083\u0539)rt ein beobachtender EU-Diplomat. Die jetzige Demonstration hatte das Komitee zum Schutz von Jugendrechten beantragt, das von Oppositionsparteien und rund einem Dutzend Jugendorganisationen unterst\u0569\u0083\u0539\u0536tzt wird.<\/p>\n

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Auf vielen Plakaten steht: “Eurovision ohne politische Gefangene.” Am 26. Mai soll in Baku das Finale des Eurovision Song Contest \u0569\u0083\u0539\u0536ber die B\u0569\u0083\u0539\u0536hne gehen. Dadurch steht die Kaukasusrepublik pl\u0569\u0083\u0539\u0533tzlich im Fokus internationalen Interesses und muss deutliche Kritik von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International<\/a> und Human Rights Watch hinnehmen.<\/p>\n

Doch es gibt Anzeichen daf\u0569\u0083\u0539\u0536r, dass die F\u0569\u0083\u0539\u0536hrung um Pr\u0569\u0083\u0539)sident Ilham Alijew die im Dezember 2011 versprochenen Reformen zum Schutz von Menschenrechten und Grundfreiheiten ernst meint. Erst in der vergangenen Woche hatte Alijew mit Ruslan Baschirli und Elnur Israfilow zwei mutma\u0569\u0083\u056a\u0534liche “politische Gefangene” begnadigt und aus der Haft entlassen. Auch die Erlaubnis f\u0569\u0083\u0539\u0536r die Kundgebung in Baku d\u0569\u0083\u0539\u0536rfte mit dem Pr\u0569\u0083\u0539)sidenten abgestimmt worden sein, sind sich Beobachter sicher.<\/p>\n

Mindestens 13 Menschen sitzen in Haft wegen Protesten gegen den Staat<\/strong><\/p>\n

Immerhin hei\u0569\u0083\u056a\u0534t es selbst im L\u0569\u0083\u0539)nderreport des deutschen Au\u0569\u0083\u056a\u0534enministeriums recht undiplomatisch: “Insbesondere die starken Einschr\u0569\u0083\u0539)nkungen von Medien- und Versammlungsfreiheit in Aserbaidschan beeintr\u0569\u0083\u0539)chtigen die demokratische Chancengleichheit.”<\/p>\n

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An diesem k\u0569\u0083\u0539\u0536hlen M\u0569\u0083\u0539)rznachmittag geht zun\u0569\u0083\u0539)chst alles friedlich vonstatten. Schutz der Menschenrechte<\/a>, mehr Demokratie<\/a> und Freilassung der politischen Gefangenen fordert Hauptredner Natig Jafarli, der die “Republikanische Alternative” vertritt. Mindestens 13 Inhaftierte soll es im Land immer noch geben, die nach gewaltfreien Protestaktionen gegen den Pr\u0569\u0083\u0539)sidenten und Staatsapparat im Gef\u0569\u0083\u0539)ngnis verschwunden sind.<\/p>\n

42 Prozent der gut neun Millionen Aseris sind laut offizieller Statistik j\u0569\u0083\u0539\u0536nger als 24 Jahre. Die am Samstag zusammen gekommene Auswahl hat mehrheitlich noch nie eine solche Demonstration hautnah erlebt. “Ich riskiere nichts, weil ich noch nicht studiere und auch noch nicht arbeite”, sagt eine 18-J\u0569\u0083\u0539)hrige. Aber auch einige \u0569\u0083\u0539)ltere B\u0569\u0083\u0539\u0536rger stehen in der Menge.<\/p>\n

Die Polizei h\u0569\u0083\u0539)lt sich am Rande des Gel\u0569\u0083\u0539)ndes zur\u0569\u0083\u0539\u0536ck und macht von dort Videoaufnahmen. In einer Resolution sprechen sich die Organisatoren unter Applaus f\u0569\u0083\u0539\u0536r bessere Bildungsm\u0569\u0083\u0539\u0533glichkeiten, Rede- und Pressefreiheit<\/a> sowie Korruptionsbek\u0569\u0083\u0539)mpfung aus.<\/p>\n

Nach knapp einer Stunde soll eine Band namens “Bulistan” die Kundgebung abschlie\u0569\u0083\u056a\u0534en. Die Gitarren sind gerade eingest\u0569\u0083\u0539\u0533pselt, S\u0569\u0083\u0539)nger Jamal Ali beginnt zu rappen. Auf einmal wird es unruhig im Publikum, offenbar hat Ali mit dem Mittelfinger und obsz\u0569\u0083\u0539\u0533nen Worten provoziert.<\/p>\n

Die Polizei st\u0569\u0083\u0539\u0536rmt die B\u0569\u0083\u0539\u0536hne, schiebt Fotografen und Demonstranten zur Seite. Ali wird abgef\u0569\u0083\u0539\u0536hrt, die Versammlung aufgel\u0569\u0083\u0539\u0533st. Damit d\u0569\u0083\u0539\u0536rfte zun\u0569\u0083\u0539)chst offen bleiben, ob weitere vor dem ESC geplante Kundgebungen offiziell in Baku stattfinden k\u0569\u0083\u0539\u0533nnen.<\/p>\n

Tod eines Grenzsoldaten l\u0569\u0083\u0539\u0533ste Debatte aus<\/strong><\/p>\n

Die Austragung des ESC in Baku ist heftig umstritten: Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen hatten Aserbaidschan wiederholt kritisiert<\/a>. Sie hatten Menschenrechtsverletzungen und Einschr\u0569\u0083\u0539)nkungen der Presse- und Meinungsfreiheit<\/a> durch die autorit\u0569\u0083\u0539)re aserbaidschanische F\u0569\u0083\u0539\u0536hrung angeprangert.<\/p>\n

Zuletzt hatte der Tod eines Grenzsoldaten<\/a>, der von einem aserbaidschanischen Scharfsch\u0569\u0083\u0539\u0536tzen get\u0569\u0083\u0539\u0533tet worden sein soll, f\u0569\u0083\u0539\u0536r eine politische Debatte rund um den ESC gesorgt: Die Kaukasusrepublik Armenien<\/a>sagte ihre Teilnahme am Wettbewerb im verfeindeten Nachbarland ab. Das Staatsfernsehen werde keine Teilnehmer zum ESC im Mai entsenden, teilte der Rundfunk in der Hauptstadt Eriwan mit.<\/p>\n

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Als Begr\u0569\u0083\u0539\u0536ndung f\u0569\u0083\u0539\u0536r den Boykott nannte das Staatsfernsehen in einem Statement \u0569\u0083\u0549\u0080\u009eu\u0569\u0083\u056a\u0534erungen des aserbaidschanischen Pr\u0569\u0083\u0539)sidenten, wonach dieser Armenier in aller Welt als Hauptfeinde Aserbaidschans bezeichnet habe – obwohl die dortigen Beh\u0569\u0083\u0539\u0533rden versprochen h\u0569\u0083\u0539)tten, die Sicherheit aller Teilnehmerl\u0569\u0083\u0539)nder zu garantieren.<\/p>\n

F\u0569\u0083\u0539\u0536r Deutschland geht der 21-j\u0569\u0083\u0539)hrige Roman Lob<\/a> ins Rennen beim ESC. Er wurde per Zuschauervoting in der Show “Unser Star f\u0569\u0083\u0539\u0536r Baku” ermittelt. In anderen L\u0569\u0083\u0539)ndern lief die Kandidatenwahl weniger glatt: In Wei\u0569\u0083\u056a\u0534russland<\/a> f\u0569\u0083\u0539\u0536hrte nach Meinung der Experten-Jury eigentlich die Rockband Litesound, nach einer SMS-Abstimmung der Fernsehzuschauer lag allerdings pl\u0569\u0083\u0539\u0533tzlich die staatstreue S\u0569\u0083\u0539)ngerin Aljona Lanskaja in F\u0569\u0083\u0539\u0536hrung. Nach Protesten in wei\u0569\u0083\u056a\u0534russischen Internetforen schaltete sich sogar Staatschef Alexander Lukaschenko ein und sprach von einer ungl\u0569\u0083\u0539\u0536cklichen “Pattsituation” – nun soll doch Litesound zum ESC fahren.<\/p>\n

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